Dr. Karen Zoufal
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13.08.2021
Wenn ein Arzt dabei war, stiegen bei Testpersonen sowohl der Blutdruck als auch die Herzfrequenz an, und die Nervenaktivitäten in Haut und Muskulatur deuteten eine „Kampf- oder Fluchtreaktion“ an. Ganz anders, wenn kein Arzt anwesend war – dann fehlten die typischen Stressreaktionen komplett: Der systolische (obere) Blutdruck war im Durchschnitt um 14 Einheiten niedriger, wenn kein Arzt dabei war, und die maximale Herzfrequenz war fast 11 Schläge pro Minute geringer.
Blutdruck besser zu Hause messen?
Bei einer Bedrohung ist es ganz normal, dass Blutdruck und Herzfrequenz ansteigen: Durch eine Verengung der Blutgefäße in der Haut und eine stärkere Durchblutung der Muskulatur ist es möglich, schnell zu laufen oder sich auf einen Kampf einzulassen. Prof. Dr. Guido Grassi von der Universität Milano-Bicocca in Mailand sagte: „Die Ergebnisse unterstreichen die Komplexität von Blutdruckmessungen und wie sie durch unwillkürliche Reaktionen des Nervensystems beeinflusst werden. Messungen ohne die Anwesenheit des Arztes können die wahren Blutdruckwerte besser widerspiegeln.“ Das ist auch der Grund, warum Fachleute Blutdruckmessungen zu Hause befürworten. Frühere Arbeiten haben zudem gezeigt, dass der „Weißkittel-Effekt“ weniger ausgeprägt ist, wenn Krankenschwestern Blutdruckmessungen durchführen.
Für eine Blutdruckmessung zu Hause setzt man sich still hin, hält den Rücken gerade und stellt beide Füße auf den Boden. Vor der Messung sollte man einige Minuten in Ruhe warten. Am besten ist es, im Laufe einer Woche mehrere Messungen jeweils zur gleichen Tageszeit durchzuführen und zu protokollieren. Dieses Protokoll kann man dann zum Arzttermin mitnehmen.
Quelle: DOI 10.1161/HYPERTENSIONAHA.121.17657