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18.11.2021
„Wir brauchen dringend einen Impfstoff, um zu verhindern, dass Herpes in das Nervensystem eindringt“, sagte Greg Smith, Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University in Illinois, USA. Dem ist man nun ein Stück nähergekommen, denn in seinem Labor wurde aufgedeckt, wie Herpes-Viren dies anstellen: Während die Viren in den Körper eindringen, „kidnappen“ sie aus den Zellen der Schleimhaut einen Baustein, der ihnen später dabei hilft, in den Zellkern von Nervenzellen zu gelangen, wo sie lebenslang überdauern.
In den Nervenzellen fahren die Viren quasi per Anhalter mit einem zelleigenen Transportsystem in die Nähe des Zellkerns. Um diesen entern zu können, verwenden die Viren den Baustein aus den Schleimhautzellen: Damit schaffen sie es, in den Zellkern zu kommen.
Kommt eine Impfung gegen Herpes?
„Jetzt, wo wir wissen, wie das Virus diese unglaubliche Leistung vollbringt, können wir darüber nachdenken, wie wir diese Fähigkeit unterbinden können“, sagte Smith. Wenn man beispielsweise durch eine Impfung verhindern könnte, dass die Viren den Baustein der Schleimhautzellen kidnappen können, könnte man der Infektion vorbeugen.
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen sind Träger von Herpesviren vom Typ 1 (HSV1), die Lippenherpes auslösen. Manche bemerken davon nichts, aber in Einzelfällen kann die Infektion zu Blindheit oder einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung führen. Es mehren sich auch die Hinweise darauf, dass sie Demenz fördern könnten. Herpesviren vom Typ 1 (HSV2) werden häufiger durch sexuellen Kontakt übertragen und verursachen Genitalherpes. Sie können während der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden. Die meisten Babys erholen sich davon, aber es gibt auch Verläufe, die zu Hirnschäden oder dem Tod führen.
Quelle: DOI 10.1038/s41586-021-04106-w