09.06.2016
Wie ein Forscherteam unter Leitung der Immunologin Professor Akiko Iwasaki von der Yale University in New Haven feststellte, breiteten sich Herpes-Viren bei Mäusen von den Genitalien bis zu Nerven des Rückenmarks aus. Anschließend wanderten sie weiter zu Nerven im Darm, die sie abtöteten. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift Cell Host & Microbe berichteten, beeinträchtigte die Zerstörung der Nervenleitungen im Colon, dem größten Teil des Dickdarms, die Bewegung von Nahrungsbestandteilen durch den Verdauungstrakt, was zu einem erweiterten Colon und Krankheiten führte.
Für ihre Versuche hatten die Forscher mit Labormäusen gearbeitet, die als Modell für eine Infektion mit dem Herpes simplex-Virus Typ 1 dienten. Dieser Viren-Typ sei in den USA die Hauptursache für Genitalherpes, so die Forscher. In Deutschland sind diese Viren laut Angaben des Robert-Koch-Instituts für die meisten Herpes-Erkrankungen im Gesichts- und Lippenbereich sowie 20 bis 30 Prozent der Fälle von Genitalherpes verantwortlich.
Schon früher hätten Personen mit Herpes von scheinbar unabhängigen Symptomen wie Verstopfung und einer Harnverhaltung, bei der die Blase nicht entleert werden kann, berichtet. Doch habe man die Mechanismen dahinter bislang nicht verstanden. Die wichtigste Erkenntnis aus ihrer Studie sei, dass es nach einer Herpes-Infektion zu einer bislang noch nicht bekannten Infektion von Nervenzellen der Darmwand komme, so Iwasaki. Andere Mitglieder der Herpes-Familie, darunter das Epstein-Barr-Virus, das Pfeiffersches Drüsenfieber verursacht, das Varizella-Zoster-Virus, das für Windpocken und Gürtelrose verantwortlich ist, oder das Cytomegalievirus, seien ebenfalls schon in Nerven des Colons von Menschen gefunden worden, die unter Verstopfung ohne bekannte Ursache litten. Wenn Ärzte keinen Grund für solche chronischen Darmbeschwerden finden, sollte auch nach einer Vireninfektion geschaut werden, so ihr Fazit.
HH