Dr. Karen Zoufal
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19.08.2021
Üblicherweise wird angenommen, dass ADHS bei der Hälfte der Betroffenen im Erwachsenenalter verschwindet. Eine neue Studie ergab nun jedoch, dass dies nur auf zehn Prozent der Kinder zutrifft. In den meisten Fällen ist zwar damit zu rechnen, dass die Probleme mit der Zeit geringer werden, aber 90 Prozent der Personen, bei denen im Kindesalter ADHS diagnostiziert worden war, zeigten zumindest phasenweise Restsymptome bis ins Erwachsenenalter.
„Für Menschen mit einer ADHS-Diagnose ist es wichtig zu wissen, dass es normal ist, wenn sich im Leben Phasen, in denen die Dinge unkontrollierbar erscheinen, abwechseln mit Phasen, in denen alles besser klappt“, sagt Prof. Margaret Sibley von der Universität Washington, die die Studie geleitet hatte. Ihr Team hatte 558 Kinder mit ADHS über 16 Jahre hinweg begleitet – von 8 bis 25 Jahren.
Schätzungen zufolge haben ungefähr fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung ADHS. Zwei Hauptsymptome sind dafür charakteristisch: Die Unaufmerksamkeit äußert sich in Desorganisation, Vergesslichkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. Dazu kommen die hyperaktiven, impulsiven Symptome: Die Kinder laufen zum Beispiel ständig herum und klettern überall hinauf. Erwachsene mit ADHS sind dagegen eher verbal impulsiv, haben Schwierigkeiten, sich zu entscheiden und handeln unüberlegt. Je nach Lebensphase sind diese Dinge unterschiedlich ausgeprägt; vermutlich tragen auch Stress, eine falsche Umgebung und ein ungesunder Lebensstil dazu bei, wenn die Symptome zunehmen.
„Wichtig ist, einen Job oder eine Lebensleidenschaft zu finden, die ADHS nicht beeinträchtigt. Viele Kreative sind trotz ADHS erfolgreich, während Menschen, die den ganzen Tag detailorientiert am Computer arbeiten müssen, es damit eher schwer haben“, sagte Sibley. Sie rät dazu, professionelle Hilfe zu suchen, wenn die Symptome Probleme im Leben verursachen, es z. B. nicht gelingt, langfristige Beziehungen aufrechtzuerhalten oder grundlegenden täglichen Aufgaben nachzugehen, etwa einen Überblick über die Finanzen zu behalten oder den Haushalt zu organisieren.
Quelle: DOI 10.1176/appi.ajp.2021.21010032