02.10.2015
Bundesgesundheitsminister Gröhe hat das Thema E-Health, also die Unterstützung der Gesundheitsversorgung durch elektronische Möglichkeiten, ganz oben auf seine Agenda gesetzt. Bei diesem Gesetzentwurf läuft die Uhr: Das Gesetz befindet sich ganz aktuell in der parlamentarischen Beratung und wird aller Voraussicht nach noch zum Jahresende in Kraft treten. Die Apothekerschaft hat sich dafür entschieden, diese Entwicklung aktiv zu begleiten und daran teilzunehmen. Derzeit sind Apotheken aber im Gesetz, in dem auch das kommende Medikationsmanagement eingeläutet wird, nicht vorgesehen. Dagegen kämpft die Standesorganisation der Apotheker. Denn sie ist davon überzeugt: Medikationsmanagement ohne Apotheker ist unvollständig. Und: Das persönliche Gespräch im direkten Kontakt wird unverzichtbar bleiben. "Das gilt schon im normalen Leben, aber erst recht, wenn es darum geht, Menschen bei ihren gesundheitlichen Problemen zu helfen“, sagte Schmitz.
Mit den bisherigen Aktivitäten rund um Medikationsanalyse, Medikationsmanagement und Medikationsplan gebe die Apothekerschaft ein prägnantes Beispiel dafür, dass das Thema E-Health bei den Apothekern angekommen ist und sogar als Katalysator in der gesundheitspolitischen Diskussion wirken kann, so Schmitz. „Wir arbeiten seit vielen Jahren, insbesondere im Geschäftsbereich Arzneimittel, daran, die Arzneimitteltherapiesicherheit im Zusammenwirken zwischen Arzt und Apotheker zu erhöhen", ergänzte er. "Mit dem jetzigen E-Health-Gesetz droht dieser sachbezogene Ansatz im Pragmatismus des Ministeriumsentwurfs, der es sich mit dem Medikationsplan offensichtlich möglichst leicht machen will, unterzugehen. Der Gesetzentwurf verzichtet auf die Apotheke als Anlaufstelle und nimmt sich des Themas der Zusammenarbeit der Heilberufe beim Medikationsplan nur halbherzig bis gar nicht an.“ In der letzten Auflage des Aktionsplans der Bundesregierung für 2013 - 2015 heißt es noch klipp und klar: „Für die Arzneimitteltherapie ist die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker von besonderer Bedeutung.“
Umfangreiche Leistungsangebote der Apotheken
Ein weiteres stark von der Elektronik beeinflusstes Thema: mehr Sicherheit vor Arzneimittelfälschungen. Hier treiben die Apotheker das Projekt securPharm weiter voran, das mit viel Aufwand für noch mehr Sicherheit sorgen wird.
Auch in Sachen Vorbeugung vor Gesundheitsschäden wollen die Apotheker sich gerne stärker einbinden lassen. Stichwort Diabetes, eine Erkrankung mit rasant steigender Zahl von Neudiagnosen. "Es ist nach wie vor ein Elend, dass die Krankenkassen nicht stärker von unseren Leistungsangeboten Gebrauch machen wollen", beklagte Schmitz.
Dass die Forderungen der Apotheker für die Patienten von großem Nutzen sein können, zeigt das nun umgesetzte neue Entlassrezept nach Krankenhausaufenthalt. Es dient den Patienten nach der Krankenhausentlassung zur unkomplizierten Versorgung durch die örtlichen Apotheken.
Ein weiteres Beispiel für die hohe Leistung der Apothekerschaft zeigt der Beratungsaufwand zur nun rezeptfreien „Pille danach“, erinnerte Schmitz. Seit März dieses Jahres können Frauen die „Pille danach“ rezeptfrei in den Apotheken erhalten. Als sich diese Änderung abzeichnete, haben sich die Apotheker auf den Informations- und Schulungsbedarf eingestellt. Die Bundesapothekerkammer hat zur Abgabe von Notfallkontrazeptiva einen Lehrplan für die Fortbildung entwickelt und umfangreiche Handlungsempfehlungen zur rezeptfreien Abgabe von Notfallkontrazeptiva herausgegeben. Denen war ein aufwändiger Abstimmungsprozess mit den Frauenärzten, dem Bundesgesundheitsministerium und anderen Beteiligten vorausgegangen.
Realitätsnahe Versorgung mit Hilfsmitteln
Und weiterhin verhandelt die Apothekerschaft um eine bedarfsgerechte Versorgung von Hilfsmitteln wie Inkontinenzprodukten. Im Moment habe man laut Schmitz das Gefühl, die Krankenkassen wähnten ihre Versicherten in einer heilen Welt, in der die Versicherten in riesigen Wohnungen leben, in denen man Pakete stapeln kann, in der die Patienten, ohne arbeiten und einkaufen zu müssen, immer zu Hause sind und in der die Versicherten reichlich Geld für Mehrzahlungen haben.
„Die Wahrheit sieht anders aus: Die Patienten wollen ihre Hilfsmittel nicht in der Wohnung stapeln, sie wollen sie bedarfsgerecht erhalten. Die Patienten wollen die Hilfsmittel erhalten, wenn sie dafür Zeit haben, und nicht, wenn es gerade dem Auslieferer passt. Und die Patienten haben Anspruch auf ein Sachleistungsprinzip, das auch tatsächlich praktiziert und nicht durch den Zwang zu Aufzahlungen unterlaufen wird. Wir werden deshalb auch hier nicht locker lassen, der Politik unsere Forderung zu präsentieren, auf Ausschreibungen im Hilfsmittelbereich zu verzichten und Rahmenbedingungen für sachgerechte Versorgungsverträge zu schaffen“, kündigte der ABDA-Hauptgeschäftsführer an.
JPL