Arzneimittel

Apotheker helfen, Fehler von Hausärzten zu vermeiden

23.02.2012

Vier Augen sehen mehr als zwei. Diese alte Weisheit gilt auch bei der Verschreibung von Arzneimitteln. Eine britische Studie hat gezeigt, dass Apotheker dabei helfen können, die Fehlerquote bei Arzneimittel-Verschreibungen durch Hausärzte zu senken. Demnach konnte die Beratung durch den Apotheker bis zu 50 Prozent der fehlerhaften Medikationen vermeiden.

Arzt bespricht mit Apothekerin eine Verschreibung
Viele ärztliche Verschreibungsfehler sind vermeidbar - wenn Apotheker die Hausärzte beraten. Denn: Vier Augen sehr mehr als zwei.
© Barmer-GEK

In der Studie sollte untersucht werden, ob eine eingehende Beratung durch den Apotheker dabei helfen kann, typische Verschreibungsfehler von Hausärzten zu entdecken und zu vermeiden. Bei sieben von 100 Hausarztpatienten kommt es amerikanischen Untersuchungen zufolge mindestens einmal im Jahr zu unerwünschten Nebenwirkungen von Arzneimitteln, die auf Verschreibungsfehler zurückzuführen sind. Einige der Fehler wiederholen sich dabei immer wieder. So werden zum Beispiel oft auch Patienten mit Magengeschwüren Schmerzmittel verschrieben, die die Magenschleimhaut zusätzlich schädigen können. Diese Patienten benötigen dann zusätzlich Medikamente, die die Magenschleimhaut schützen. Ein weiterer Fehler: Asthmapatienten bekommen Betablocker, die die Atemfunktion zusätzlich beeinträchtigen. Auch ältere Patienten erhalten oft Medikamente wie etwa harntreibende Mittel aus der Gruppe der Schleifendiuretika, die bei ihnen wegen einer herabgesetzten Nierenfunktion nur unter Vorsicht eingesetzt werden sollten. Bei diesen Patienten müssen unbedingt bestimmte Laborparameter regelmäßig kontrolliert werden.

In der Studie arbeiteten die Forscher der School of Community Health Sciences an der University of Nottingham in Großbritannien mit 72 Hausarztpraxen zusammen. Ein Teil der Hausärzte bekam eine elektronische Rückmeldung über mögliche Verschreibungsfehler. Ein anderer Teil der Hausärzte traf sich zusätzlich regelmäßig mit den Apothekern, um die jeweiligen Fälle zu diskutieren und Wege zu erarbeiten, mit denen ähnliche Verschreibungsfehler künftig vermieden werden können.

Diese zusätzliche Betreuung durch den Apotheker zeigte Wirkung: Schmerzmittel bei Magen-Patienten wurden in bis zu 42 Prozent seltener ohne den erforderlichen Magenschutz eingesetzt. Bei den Asthmapatienten kam es zu einem Rückgang der Betablocker-Verschreibungen um 27 Prozent. Und bei älteren Patienten wurden die notwendigen Labortests zu 49 Prozent seltener vergessen.

Natürlich seien sich die Hausärzte über mögliche Risiken von Verschreibungen und die Nebenwirkungen der Medikamente im Klaren. Dennoch seien Verschreibungsfehler eben nicht selten, so die Autoren der Studie. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und Apotheker könne hier helfen, Fehler zu vermeiden. Das positive Ergebnis darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine solch intensive Betreuung auch mit einem nicht unerheblichen Zeitaufwand für den Apotheker verbunden ist. Etwa 2 Stunden in der Woche müsse der Apotheker investieren, um die Daten zu sammeln und so den Informationsfluss zu gewährleisten. Diese Arbeit der Apotheker ist sicherlich nützlich – sie muss aber auch entsprechend honoriert werden. Zudem bezweifeln Experten, dass Hausarztpraxen einem solchen Modell flächendeckend zustimmten würden. Immerhin habe auch in der Studie ein Drittel aller angeschriebenen Praxen die Teilnahme, vermutlich aus Zeitgründen, abgelehnt.

KK

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