AV-Block

Bei einem atrioventrikulären Block handelt es sich um ganz spezielle Erregungsleitungsstörung im Herzen. Hierbei ist die Signalweitergabe für einen regelmäßigen Herzschlag vom rechten Herzvorhof zur rechten Herzkammer gestört.

Was ist das? - Definition
Bei einem AV-Block, oder ausgeschrieben "atrioventrikulären Block" handelt es sich um ganz spezielle Erregungsleitungsstörung im Herzen. Hierbei ist die Signalweitergabe für einen regelmäßigen Herzschlag (Erregungsübertragung) vom rechten Herzvorhof (Atrium) zur rechten Herzkammer (Ventrikel) gestört.

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Unser Herz schlägt, ohne dass wir uns darum kümmern müssen oder Einfluss nehmen können. Denn das Herz hat einen eigenen Schrittmacher und ein nachgeschaltetes Erregungsleitungssystem um die Signale dieses körpereigenen Schrittmachers weiterzugeben. Um eine geordnete Leitung des Blutstroms durch das Herz zu gewährleisten, gehen in regelmäßigen Abständen von diesem ganzen System Impulse an den Herzmuskel. Das Herz zieht sich dadurch nicht auf einen Schlag komplett, sondern in einer ganz bestimmten Abfolge zusammen. Der Blutstrom wird somit wie folgt geleitet: durch den rechten Herzvorhof strömt Blut in das Herz ein und gelangt in die rechte Herzkammer, von dort wird es in die Lunge gepumpt. In der Lunge wird das Blut mit Sauerstoff beladen und von der linken Herzkammer wieder aufgenommen. Aus der linken Herzkammer wird es in den linken Herzvorhof geleitet und in den Körperkreislauf ausgeworfen.
Um diese Abfolge sicher zu stellen, läuft die Erregungsleitung über eine Art "Stationen", welche sich an verschiedenen Stellen im Herzen befinden. Die Erregung beginnt im rechten Vorhof. Hier sitzt der so genannte Sinusknoten, der "Schrittmacher" des Herzens. Er leitet die Impulse an die rechte Herzkammer weiter. Dort befindet sich der "AV-Knoten", welcher die Erregung auf die Muskulatur der beiden Herzkammern verteilt.
Der normale Herzrhythmus ist regelmäßig und liegt zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute.
Bei einem AV-Block liegt die Störung der Erregungsweiterleitung an diesem so genannten AV-Knoten, also zwischen rechtem Herzvorhof und den Herzkammern. Das bedeutet, dass die Impulse von dem Vorhof nur verzögert an die Kammern weitergeleitet werden. Ist die Störung ausgeprägt, kann es zu einer Abnahme der Herzfrequenz kommen.

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Welche Auswirkungen die Erregungsleitungsstörung hat, richtet sich nach dem Schweregrad. Dabei werden drei Abstufungen unterschieden, die vom Arzt als AV-Block Grad eins bis drei bezeichnet werden:

  • Bei dem recht häufigen AV-Block ersten Grades stellt der Arzt im EKG eine leichte Verzögerung der Erregungsüberleitung fest, der Patient hat aber keinerlei Beschwerden.
  • Der AV-Block zweiten Grades ist dadurch gekennzeichnet, dass nicht alle Vorhoferregungen zu den Herzkammern gelangen, die Erregungsleitung ist gelegentlich unterbrochen. Aber auch das ist meist ein Zufallsbefund, das heißt, die Unregelmäßigkeit wird zufällig zum Beispiel bei einer Routineuntersuchung entdeckt, aber der Betroffene merkt in der Regel nichts davon.
  • Beim AV-Block dritten Grades fehlt die Überleitung des Herzstromes vom Vorhof zu den Herzkammern völlig, die Erregungsleitung ist unterbrochen. Dadurch sinkt die Herzfrequenz stark ab, der Puls liegt oft bei unter 40 Schlägen pro Minute. Doch obwohl sich die Störung sehr drastisch anhört, ist auch diese Form des AV-Blocks nicht selten symptomlos, da die Weiterleitung teilweise durch andere Mechanismen kompensiert wird. Wenn der Puls allerdings zu langsam wird, kann es passieren, dass die vom Herz transportierte Blutmenge für die Organfunktionen zu gering ist. Dann macht sich beim Patienten eine verminderte Durchblutung des Gehirns bemerkbar, die sich mit Schwindel, Verwirrtheit oder gar durch kurze Bewusstlosigkeit äußert.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
In der Regel ist ein AV-Block eine harmlose Rhythmusstörung, die keinerlei Beschwerden verursacht. Gefährlich wird es allerdings, wenn ein AV-Block dritten Grades zu Ohnmachtsanfällen führt. In der Regel dauern diese nur wenige Sekunden bis der Rhythmus wieder einsetzt. Doch kann die Bewusstlosigkeit auch länger andauern, und im schlimmsten Fall zu schweren Hirnschäden oder gar zum Tode führen.
Schlägt das Herz dauerhaft sehr langsam, muss es zur Aufrechterhaltung des Kreislaufs mit größerer Kraft arbeiten. Das führt langfristig zu einer Herzschwäche.

Was kann dahinter stecken - Mögliche Krankheitsbilder
Bei Sportlern ist ein AV-Block ersten Grades nicht selten und auch kein Grund zur Beunruhigung. Der Block verschwindet bei ihnen typischerweise unter Belastung. In der Regel sind jedoch Schädigungen des Herzmuskels die Ursache eines AV-Blocks. So kann eine Koronare Herzerkrankung mit Durchblutungsstörungen des Herzmuskels oder ein überstandener Herzinfarkt zu dieser Rhythmusstörung führen. Aber auch ein angeborener Herzfehler, eine Entzündung des Herzmuskels oder andere Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathie) sind als Ursache möglich. Des Weiteren können auch Arzneimittel oder eine Störung der Blutsalze dahinter stecken. Oft aber lässt sich keine Ursache eines AV-Blocks finden.

Verhaltenstipps
Kommt es bei jemand zu ungeklärten Schwindel- oder gar Ohnmachtsanfällen, sollte zur Ursachenklärung immer ein Arzt aufgesucht werden. Besonders gilt das, wenn bei einer Routineuntersuchung bereits ein auffälliges EKG festgestellt worden ist.

Bearbeitungsstand: 23.07.2012

Quellenangaben:
Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

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