22.09.2015
Nach einem Herzinfarkt stecken Betroffene aus Angst vor einem erneuten Infarkt in vielen Bereichen zurück – oft auch beim Sex. Das muss nicht sein, wie eine neue Studie jetzt belegt. Dieser zufolge können die meisten Herzinfarkt-Patienten ihrem Liebesleben unbesorgt nachgehen.
„Basierend auf unseren Daten ist es unwahrscheinlich, dass Sex das Herzinfarktrisiko erhöht“, sagt Professor Dietrich Rothenbacher von der Universität Ulm. Für die Studie untersuchten die Forscher die sexuellen Aktivitäten von 536 Patienten im Alter von 30 bis 70 Jahren vor dem Herzinfarkt. Nur 0,7 Prozent der Studienteilnehmer hatten eine Stunde vor dem Herzinfarkt Sex. Im Vergleich dazu berichteten 78 Prozent, dass ihre letzte sexuelle Aktivität mehr als einen Tag zurückgelegen habe. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gab an, ein- oder mehrmals pro Woche Sex zu haben. Bei einem Viertel lag die Häufigkeit bei weniger als einmal pro Woche, knapp fünf Prozent gaben weniger als einmal pro Monat an und 15 Prozent der Befragten hatten keinen Sex im Jahr vor dem Infarkt. Die Teilnehmer wurden nach dem Herzinfarkt zehn Jahre beobachtet, in 100 Fällen traten erneut unerwünschte Herzereignisse auf. Sex zeigte sich hierbei aber nicht als Risikofaktor, berichten die Forscher im Journal of the American College of Cardiology.
Im Arztgespräch werde dieses Thema oft nicht angeschnitten, sagen die Wissenschaftler. Weniger als die Hälfte aller Männer und weniger als ein Drittel der Frauen erhielten nach einem Herzinfarkt von ihrem Arzt Informationen, die ihr Sexualleben betreffen. Und das, obwohl die Angst weit verbreitet ist, dass die körperliche Anstrengung beim Sex die Gefahr für einen Herzinfarkt erhöhen kann. Die Verausgabung sei jedoch in der Regel vergleichbar mit der, die beim Treppensteigen oder schnellen Gehen auftrete, stellen die Wissenschaftler klar.
HH