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05.05.2022
Nach einer Entzündung kann das Immungedächtnis dafür sorgen, dass der Körper anfälliger für andere Entzündungen ist. Dies konnten Forscher in Tierversuchen bei nachweisen: Wenn bei den Tieren eine Zahnfleischentzündung ausgelöst wurde, vermehrten sich bestimmte Immunzellen in ihrem Knochenmark. Nachdem die Entzündung abgeklungen war, waren keine Veränderungen im Aussehen oder Verhalten der Zellen festzustellen. Die Entzündung hatte jedoch dafür gesorgt, dass sich die Zellen „erinnerten“: Wenn den Tieren die Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen und auf andere Mäuse übertragen wurden, entwickelte sich bei den Empfängertieren deutlich leichter eine Gelenkentzündung.
Weitere Experimente deuteten an, dass der Botenstoff Interleukin-1 (IL-1) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung dieses Entzündungsgedächtnisses spielt: Mäuse, denen die Rezeptoren für IL-fehlten, entwickelten kein Immungedächtnis. Wurden ihre Stammzellen Empfängermäusen gegeben, so waren diese nach der Transplantation nicht anfälliger für Entzündungen.
Die Beobachtungen decken sich mit Erfahrungen aus der klinischen Praxis: „Wir haben Anti-IL-1-Antikörper gesehen, die in klinischen Studien für Atherosklerose mit hervorragenden Ergebnissen eingesetzt wurden. Es könnte sein, dass sie die fehlgeleitete erlernte Immunität blockierten“, sagte Prof. George Hajishengallis von der Zahnklinik in Pennsylvania, der die Ergebnisse mit seinem Team in der Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlicht hatte.
Quelle: DOI 10.1016/j.cell.2022.03.043