Dr. Karen Zoufal
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02.10.2021
Die Corona-Pandemie zeigt: Alte Menschen erkranken häufiger schwer, und aufgrund des nachlassenden Impfschutzes bekommen betagte Menschen bereits eine dritte Covid-Impfung zur Auffrischung. Prof. Luka Cicin-Sain, Leiter der Abteilung „Virale Immunologie“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Brauschweig, erläuterte, warum das Immunsystem bei alten Menschen nicht mehr so gut funktioniert wie in jungen Jahren.
Verschiedene Stammzellen sorgen im ganzen Körper für einen ständigen Nachschub an Zellen, damit die Organfunktionen lebenslang erhalten bleiben. Die Anzahl dieser Stammzellen nimmt jedoch mit dem Alter ab. Das betrifft auch das Immunsystem: Bestimmte weiße Blutkörperchen, die Lymphozyten, sind darauf spezialisiert, unzählige Merkmale von Krankheitserregern zu erkennen – bekannte, mit denen der Körper schon in Kontakt geraten ist, und auch unbekannte. Mit dem Alter nimmt auch die Anzahl der Stammzellen, aus denen sich die Lymphozyten regenerieren, ab. Deshalb fällt die Immunantwort neuen Erregern gegenüber im Alter schwächer aus.
Anders ist es mit dem Immungedächtnis, das sich im Laufe des Lebens durch den Kontakt mit Krankheitserregern oder Impfungen ausgebildet hat: Die Fähigkeit, diese bekannten Krankheiten abzuwehren, bleibt meist bis ins Alter erhalten. Verschiedene Zellgruppen sind dafür zuständig, bekannte und unbekannte Krankheitserreger zu erkennen. Dem Körper bislang unbekannte Krankheitserreger werden von „naiven“ Lymphozyten erkannt, die zuvor noch nicht aktiv geworden sind. Dass die Immunreaktion im Alter träge wird und der Körper mehr Schwierigkeiten hat, sich vor neuen Erregern wie dem CoronavirusSARS-CoV-2 zu wehren, liegt vor allem daran, dass von den naiven Lymphozyten zu wenige gebildet werden.