04.09.2020
Eine Klasse von Medikamenten, die beispielsweise bei Allergien, Parkinson, Bluthochdruck, Harninkontinenz, Reisekrankheit und Depressionen eingesetzt wird, steht mit einem erhöhten Risiko für Denk- und Gedächtnisprobleme in Zusammenhang. Das machte sich insbesondere bei Menschen mit einer erblichen Veranlagung für die Alzheimer-Krankheit bemerkbar.
Sogenannte Anticholinergika, von denen es zahlreiche verschiedene und teilweise rezeptfrei erhältliche Präparate gibt, werden bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen eingesetzt. Eine neue Studie zeigte nun, dass sich die Einnahme möglicherweise auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt: Menschen, die mindestens ein Anticholinergikum einnahmen, entwickelten im folgenden Jahrzehnt mit 47 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit eine leichte Beeinträchtigung der Gedächtnis- und Denkfähigkeit, als Menschen, die solche Medikamente nicht verwendeten. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Online-Ausgabe von „Neurology“ veröffentlicht.
Personen, bei denen sich erste Anzeichen einer Alzheimer-Krankheit schon durch Biomarker im Blut bemerkbar machten, entwickelten bei der Einnahme von Anticholinergika später sogar viermal häufiger leichte Beeinträchtigungen als Menschen, die die Medikamente nicht einnahmen und diese Biomarker nicht hatten. Bei Personen mit einer erblich bedingten Veranlagung für Alzheimer zeigte sich ein ähnliches Bild: Nahmen sie Anticholinergika, hatten sie ein etwa 2,5-mal höheres Risiko für geistige Beeinträchtigungen als Menschen ohne diese Veranlagung, die solche Medikamente nicht nahmen.
Medikamente nicht überdosieren
Zudem zeigte sich, dass viele Menschen diese Medikamente überdosierten. „Dies ist ein potenzieller Verbesserungsbereich, der möglicherweise zu einer Verringerung der Fälle von leichten geistigen Beeinträchtigungen führen könnte“, sagte Dr. Lisa Delano-Wood von der University of California in San Diego. Personen, die Anticholinergika einnehmen, sollten diese jedoch nicht einfach absetzen. Wer sich unsicher ist, bespricht die Einnahme am besten mit seinem Arzt oder Apotheker, bevor eigenmächtig Änderungen vorgenommen werden.
ZOU