Überblick
Haarausfall (Alopezie) betrifft viele Menschen – Männer ebenso wie Frauen. Während leichter Haarverlust ganz normal ist (bis zu 100 Haare pro Tag gelten als unbedenklich), kann verstärkter oder sichtbarer Haarausfall sehr belastend sein. Die Ursachen reichen von genetischer Veranlagung über hormonelle Veränderungen bis hin zu Stress, Mangelernährung oder bestimmten Erkrankungen.
Besonders für Frauen kann Haarausfall psychisch stark belastend sein, da volles Haar gesellschaftlich oft mit Gesundheit und Attraktivität verbunden wird. Anders als bei Männern wird sichtbarer Haarverlust bei Frauen häufiger als Makel empfunden, was das Selbstwertgefühl und soziale Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen kann.
Man unterscheidet verschiedene Formen des Haarausfalls, die unterschiedliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten mit sich bringen. Eine frühzeitige Abklärung hilft, die richtige Therapie einzuleiten – und seelischen Belastungen früh entgegenzuwirken.
Symptome von Haarausfall
Haarausfall zeigt sich je nach Ursache und Verlauf auf unterschiedliche Weise. Nicht jede Form ist krankhaft – doch wenn das Haar sichtbar ausdünnt, kahle Stellen entstehen oder sich plötzlich mehr Haare als üblich lösen, sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden.
Typische Symptome von Haarausfall, abhängig von der Form
- Erblich bedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie)
- Häufigste Form, bei Männern typischerweise zurückweichender Haaransatz („Geheimratsecken“) und Glatze am Oberkopf.
- Bei Frauen zeigt sich meist eine diffuse Ausdünnung im Scheitelbereich, selten eine vollständige Glatze.
- Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
- Plötzlich auftretende, scharf begrenzte, runde kahle Stellen – oft am Hinterkopf oder Bartbereich.
- Meist ohne Juckreiz oder Schmerzen. Tritt oft schubweise auf, kann spontan wieder verschwinden.
- Diffuser Haarausfall
- Gleichmäßiger Haarverlust am ganzen Kopf, oft durch hormonelle Umstellungen, Medikamente, Infekte oder Nährstoffmangel.
- Besonders häufig bei Frauen nach Schwangerschaft, während der Wechseljahre oder bei Schilddrüsenerkrankungen.
- Vernarbender Haarausfall (seltener)
- Dauerhafter Haarausfall durch entzündliche Erkrankungen der Kopfhaut. Die Haarfollikel werden zerstört – das Haar wächst nicht nach.
Verlauf
Der Verlauf von Haarausfall hängt stark von der Ursache ab. Während einige Formen plötzlich auftreten und sich wieder zurückbilden können, schreiten andere schleichend fort und führen unbehandelt zu dauerhaftem Haarverlust.
Erblich bedingter Haarausfall beginnt oft schleichend – bei Männern meist ab dem 20. Lebensjahr, bei Frauen oft erst nach den Wechseljahren. Der Haarverlust nimmt über Jahre zu, bleibt jedoch in der Regel stabil, wenn er frühzeitig behandelt wird.
Kreisrunder Haarausfall kann in Schüben verlaufen und sich spontan bessern. In manchen Fällen breitet er sich aus – im Extremfall bis zum Verlust aller Kopf- oder Körperhaare.
Diffuser Haarausfall entwickelt sich meist über Wochen bis Monate. Sobald die Ursache (z. B. Nährstoffmangel oder Stress) behoben ist, kann das Haarwachstum wieder einsetzen – oft zeitverzögert nach mehreren Wochen.
Vernarbender Haarausfall ist fortschreitend und irreversibel – hier ist eine frühzeitige dermatologische Behandlung entscheidend.
Ursachen von Haarausfall
Haarausfall kann viele verschiedene Ursachen haben – von genetischen Faktoren über hormonelle Veränderungen bis hin zu Infektionen, Stress oder Erkrankungen. Entscheidend für die Behandlung ist, welche Form von Haarausfall vorliegt.
Häufige Ursachen im Überblick:
- Erblich bedingter Haarausfall
- Veranlagung spielt die Hauptrolle. Das Hormon Dihydrotestosteron (DHT) verkürzt die Lebensdauer der Haarfollikel.
- Männer sind häufiger betroffen, Frauen meist erst nach den Wechseljahren.
- Hormonelle Veränderungen
- Haarausfall kann bei Frauen nach Schwangerschaft, in den Wechseljahren oder beim Absetzen hormoneller Verhütung auftreten. Auch Schilddrüsenerkrankungen beeinflussen den Haarzyklus.
- Nährstoffmangel
- Eisenmangel, Zinkmangel oder Vitamin-D-Mangel können diffusen Haarausfall auslösen. Auch bei Crash-Diäten oder Essstörungen tritt er häufig auf.
- Infektionen oder Medikamente
- Grippe, COVID-19 oder bestimmte Arzneimittel (z. B. Chemotherapie, Blutverdünner, Retinoide) können den Haarzyklus vorübergehend aus dem Gleichgewicht bringen.
- Stress und psychische Belastungen
- Andauernder psychischer Stress, Traumata oder schwere Erkrankungen können das Haarwachstum stören – oft mit zeitlicher Verzögerung.
- Autoimmunerkrankungen
- Beim kreisrunden Haarausfall greift das Immunsystem irrtümlich die Haarwurzeln an.
- Hauterkrankungen und Entzündungen
- Schuppenflechte, Pilzinfektionen oder Narbenbildung auf der Kopfhaut können das Haarwachstum dauerhaft schädigen.
Diagnose
Bei Haarausfall ist eine genaue Diagnose wichtig, um die Ursache zu finden und eine passende Behandlung einzuleiten. Oft hilft schon ein ausführliches Gespräch in der Haus- oder Hautarztpraxis, ergänzt durch Blutuntersuchungen oder eine Analyse der Kopfhaut.
Typische Schritte bei der Diagnostik von Haarausfall
- Anamnese: Wann hat der Haarausfall begonnen? Gibt es hormonelle Veränderungen, Infekte, Stress oder neue Medikamente?
- Blutuntersuchung: Kontrolle von Eisen, Ferritin, Zink, Vitamin D, Schilddrüsenwerten oder Hormonen.
- Kopfhautuntersuchung: Sichtprüfung oder Lupenuntersuchung (Dermatoskopie), ggf. Haarwurzelanalyse.
- Zupf- oder Waschtests: Zeigen, ob vermehrt Haare in der Ruhephase sind.
- Bei unklaren Befunden: Hautbiopsie oder Trichogramm (Analyse der Haarwurzeln unter dem Mikroskop).
Hintergrundinformation zum Haarzyklus
Haare wachsen in mehreren Phasen:
- Wachstumsphase (Anagenphase): dauert zwei bis sechs Jahre, ca. 80 bis 90 Prozent der Haare befinden sich hier.
- Übergangsphase (Katagenphase): nur wenige Tage.
- Ruhephase (Telogenphase): dauert zwei bis vier Monate – in dieser Zeit fällt das Haar aus.
Deshalb macht sich Haarausfall oft erst Wochen oder Monate nach einem Auslöser bemerkbar, etwa nach einer Infektion, einem Nährstoffmangel oder psychischem Stress. Umgekehrt dauert es auch nach einer erfolgreichen Therapie einige Zeit, bis neue Haare sichtbar nachwachsen.
Therapie: Was hilft gegen Haarausfall?
Die Behandlung von Haarausfall richtet sich nach der Ursache und Form des Haarausfalls. In vielen Fällen ist eine Kombination aus medizinischer Therapie, Lebensstiländerungen und gezielter Pflege sinnvoll.
Mögliche Therapien
- Erblich bedingter Haarausfall:
- Bei Männern wird häufig Minoxidil-Lösung oder -Schaum angewendet (rezeptfrei).
- Bei Frauen ebenfalls Minoxidil – in niedrigerer Dosierung.
- In schweren Fällen kann bei Frauen eine hormonelle Behandlung mit Antiandrogenen (z. B. Cyproteronacetat) in Erwägung gezogen werden – nur unter ärztlicher Kontrolle.
- Eine Haartransplantation ist eine Option bei stabilen Befunden, vor allem bei Männern.
- Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata):
- Meist wird mit kortisonhaltigen Lösungen oder Cremes behandelt.
- In schweren Fällen kommen kortisonhaltige Injektionen oder Immuntherapien infrage.
- Auch psychische Begleitung ist wichtig – besonders bei ausgedehntem Haarverlust.
- Diffuser Haarausfall:
- Behandlung der Ursache: z. B. Auffüllen von Eisen-, Zink- oder Vitamin-D-Mangel, Regulierung der Schilddrüsenfunktion.
- Stressabbau, ausreichend Schlaf und ausgewogene Ernährung sind ebenfalls entscheidend.
- Zeit und Geduld: Das Haarwachstum normalisiert sich oft erst nach mehreren Wochen oder Monaten.
Pflegeprodukte und unterstützende Mittel
- Shampoos oder Tinkturen mit Koffein, Biotin oder pflanzlichen Extrakten können unterstützend wirken – ein Wundermittel gibt es aber nicht.
- Nahrungsergänzungsmittel sollten gezielt und nur bei nachgewiesenem Mangel eingesetzt werden.
Besonders Frauen leiden oft stark unter dem Verlust ihres Haares – das Selbstbild kann massiv beeinträchtigt sein. Psychologische Unterstützung oder Selbsthilfegruppen können helfen, mit der Situation umzugehen.
Für viele Frauen mit diffusem oder hormonell bedingtem Haarausfall kann eine Haarverdichtung beim Friseur eine wertvolle Unterstützung sein – sie verleiht sofort mehr Volumen und Selbstsicherheit im Alltag. Auch Haarfasern, die als feines Puder auf lichte Stellen gestreut werden, sind eine günstige, einfache Lösung mit verblüffendem Soforteffekt.
Eine Haartransplantation ist hingegen vor allem bei Männern mit lokal begrenztem Haarausfall sinnvoll. Bei Frauen ist die Spenderhaarqualität oft eingeschränkt, und die Haarverdichtung diffus – das schränkt die Erfolgsaussichten deutlich ein.
Produkte mit Koffein, Biotin oder pflanzlichen Extrakten zeigen in Studien keine zuverlässige Wirkung bei erblich bedingtem Haarausfall. Wer betroffen ist, kann sich diese Ausgaben meist sparen – nur Minoxidil hat einen nachgewiesenen Nutzen, wenn frühzeitig und regelmäßig angewendet.
Was die Apotheke rät
- Minoxidil-Lösungen oder -Schäume sind die einzigen frei verkäuflichen Mittel mit nachgewiesener Wirkung bei erblich bedingtem Haarausfall – je früher die Anwendung beginnt, desto besser.
- Bei diffusem Haarausfall lohnt sich ein Bluttest auf Eisen, Zink, Vitamin D oder Schilddrüsenwerte – Nahrungsergänzung sollte gezielt erfolgen, nicht auf Verdacht.
- Zur optischen Unterstützung bei lichtem Haar helfen Haarfasern, Haarpuder oder Fixiersprays – am besten reizarm und ohne aggressive Duft- oder Konservierungsstoffe.
- Eine individuelle Beratung zu Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Kopfhautpflege bietet Ihre Apotheke diskret und fachkundig – gerade bei seelischer Belastung kann ein Gespräch sehr entlastend wirken.
Kurz zusammengefasst
- Haarausfall kann viele Ursachen haben – von Veranlagung über Hormone bis zu Stress oder Mangelzuständen.
- Die Symptome unterscheiden sich je nach Form: diffus, kreisrund oder lokal begrenzt.
- Eine gezielte Diagnose klärt, ob eine medizinische Behandlung nötig ist.
- Minoxidil ist das einzige äußerlich wirksame Mittel bei erblich bedingtem Haarausfall.
- Haarfasern, Verdichtungen oder Perücken helfen, das Selbstwertgefühl im Alltag zu stärken.
zuletzt aktualisiert: 18.07.2025
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