Hepatitis B

Unter Hepatitis B versteht man eine akute oder chronische Entzündung der Leber, die durch das Hepatitis B-Virus hervorgerufen wird.

Was ist das? - Definition
Unter Hepatitis B versteht man eine akute oder chronische Entzündung der Leber, die durch das Hepatitis B-Virus hervorgerufen wird.
Die Leber ist ein Organ, das im rechten Oberbauch unter dem Zwerchfell liegt. Die Leber hat entscheidende Bedeutung als Entgiftungsorgan und bei der Produktion zahlreicher wichtiger Stoffe wie Galle, Harnstoff und Eiweiße. Daneben ist die Leber bei der Entfernung von Erregern und anderen Immunreaktionen beteiligt.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Serumhepatitis
  • Transfusions-/ "Fixer"-Hepatitis
  • Hippie-Hepatitis


Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Weltweit sind schätzungsweise 300 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis B erkrankt, in Deutschland kommt es im Jahr zu 50.000 Neuinfektionen.

  • Zwei von drei Hepatitis B-Infektionen kommen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr zustande. Die sexuelle Übertragung findet sich gehäuft bei so genannten Risikogruppen. Dazu gehören Homosexuelle, Menschen mit häufigem Partnerwechsel und Sextouristen.
  • Drogenabhängige haben ein sehr hohes Risiko, an Hepatitis B zu erkranken. Etwa jede fünfte Hepatitis B-Infektion ist auf die Benutzung von gebrauchten Fixerbestecken zurückzuführen.
  • Empfänger von Blut und Blutprodukten und Dialysepatienten haben ein erhöhtes Risiko, an Hepatitis B zu erkranken.
  • In medizinischen Bereichen Beschäftigte können sich an Kanülen und Spritzen verletzen und haben daher ein hohes Risiko für die Infektion mit Hepatitis B.
  • Das Virus kann von infizierten Müttern bei der Geburt auf ihre Kinder übertragen werden. In Südostasien und Afrika ist das der häufigste Grund für eine Hepatitis B-Erkrankung.


Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Von der Infektion mit dem Virus bis zum Auftreten der ersten Symptome können ein bis sechs Monate vergehen. Die beginnende Leberentzündung ist gekennzeichnet durch:

  • allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, erhöhte Körpertemperatur
  • Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, manchmal Durchfall
  • Schwindel
  • Gelenkschmerzen und Ausschlag
  • Druckschmerz im rechten Oberbauch

In der zweiten Krankheitsphase kann es zu Gelbfärbung der Haut und der Augen, Dunkelfärbung des Urins mit gleichzeitiger Entfärbung des Stuhls sowie Juckreiz am ganzen Körper kommen (ikterischer Verlauf, Gelbsucht). Bei zwei von drei Infektionen fehlt diese Phase.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Sehr oft verläuft die akute Hepatitis B-Infektion ohne die oben genannten Beschwerden ab (65 Prozent der Fälle). So kann es sein, dass die Infektion unbemerkt von selbst ausheilt. In wenigen Fällen kommt es aber durch die schnelle und ausgedehnte Zerstörung von Lebergewebe zu einem schweren Leberversagen. Blutungsneigung (blaue Flecken bei Bagatellverletzungen), Gelbsucht und Störungen des Bewusstseins sind die Folge. Bei der schlimmsten Form kann nur eine Lebertransplantation das Leben des Patienten retten.
Wenn die Leberentzündung nach sechs Monaten nicht ausgeheilt ist, spricht man von chronischer Hepatitis.
Jede Entzündung der Leber schadet dem Organ. Dadurch kann es abhängig von zusätzlichen Faktoren zu Leberzirrhose (einem knotigen, nicht rückgängig zu machenden Umbau des Lebergewebes) kommen, die das Risiko für Leberkrebs birgt und auch für sich alleine zu vielen anderen unangenehmen und gefährlichen Krankheiten führt.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Sehr oft finden sich ähnliche Symptome bei Infektionen mit anderen Viren, Bakterien oder Parasiten. Vor allem nach Auslandsreisen ist an solche Erreger zu denken. Auch ein akuter Schub einer chronischen Hepatitis kann sich so äußern. Symptome einer Lebererkrankung können für sich alleine für eine Vielzahl von Erkrankungen sprechen. Auf Grund einzelner Symtome lässt sich noch keine Diagnose stellen. Erst in der Zusammenschau mit klinischen Untersuchungen lässt sich eine Diagnose sichern oder ausschließen. In jedem Fall sollten sie einen Arzt um Rat fragen, wenn Sie unter den oben angegebenen Symptomen leiden.

Verhaltenstipps

  • Bei Verdacht auf eine Lebererkrankung sollten Sie alle Dinge weglassen, die der Leber schaden könnten, insbesondere Alkohol und Medikamente, sofern sie nicht vom Arzt verschrieben wurden.
  • Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr sollten Sie keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr praktizieren, wenn Sie an einer viralen Hepatitis erkrankt sind. Auch Blut spenden dürfen Sie nicht. Beim Arztbesuch müssen Sie Arzt oder Krankenschwester darauf aufmerksam machen, dass Sie sich mit dem Hepatitis-Virus infiziert haben. Der Behandler kann dann Maßnahmen treffen, um sich selbst und andere vor einer Infektion zu schützen.
  • Vor der Infektion mit Hepatitis B kann man sich durch Impfung schützen. Die Impfung ist vor allem für Risikogruppen angezeigt. Gleichzeitig mit Hepatitis B kann man sich auch gegen Hepatitits A impfen lassen. Auch nach einem Kontakt mit dem Virus, etwa nach einer Verletzung an einer Nadel oder Kontakt mit fremdem Blut, ist eine Impfung noch möglich und sinnvoll!


Bearbeitungsstand: 23.07.2012

Quellenangaben:
Hahn, Kaufmann, Schulz, Suerbaum, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, (2009), 6.Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Hepatitis B: Therapie

Bei Hepatitis B richtet sich die Therapie vor allem danach, ob es sich um eine akute oder eine chronische Hepatitis B handelt.

Eine akute Hepatitis B heilt in der Regel folgenlos aus und bedarf oft keiner speziellen Therapie. Es gibt aber Ausnahmen: Bei weniger als 10 von 100 Patienten nimmt die Hepatitis B einen chronischen Verlauf. Eine chronische Hepatitis B muss fast immer mit Medikamenten behandelt werden.

Therapie einer akuten Hepatitis B

Medikamente werden bei einer akuten Hepatitis B im Normalfall nicht empfohlen, da sich die Erkrankung in über 90 % der Fälle spontan zurückbildet. Empfehlenswert ist, die Leber so gut es geht zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen, vor allem durch

  • Bettruhe,
  • eine fettarme und kohlenhydratreiche Kost,
  • den Verzicht auf Alkohol,
  • und, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, Verzicht auf Medikamente, die die Leber belasten.

Nur selten nimmt eine akute Hepatitis B einen schweren Verlauf. Sie kann so ausgeprägt sein, dass die Leberfunktion stark eingeschränkt ist und ein Leberversagen droht. Dann sind Medikamente notwendig, welche die Viren bekämpfen. Der Arzt verschreibt dann sog. Nukleosid- oder Nukleotidanaloga, z.B. den Wirkstoff Lamivudin. Sollten diese Medikamente nicht helfen, kann in schweren Fällen eine Lebertransplantation nötig sein.

Bettruhe,

eine fettarme und kohlenhydratreiche Kost,

den Verzicht auf Alkohol,

und, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, Verzicht auf Medikamente, die die Leber belasten.

Therapie einer chronischen Hepatitis B

Von einer chronischen Hepatitis B spricht man, wenn Teile der Virusoberfläche (sog. HBs-Antigene = HBsAg) auch nach sechs Monaten noch im Blut nachweisbar sind.

Die chronische Hepatitis B wird häufig mit Medikamenten behandelt – aber nicht immer. Bei seiner Entscheidung wird der Arzt vor allem berücksichtigen,

  • ob der Patient eine Leberzirrhose hat. Die Leberzirrhose entsteht durch Leberschädigungen im fortgeschrittenen Stadium. Dabei wird das normale Lebergewebe zerstört, sodass die Leber nicht mehr richtig arbeiten kann. Bei einer Leberzirrhose ist in jedem Fall eine medikamentöse Therapie nötig.
  • wie hoch bestimmte körperliche Werte des Patienten sind, so etwa die Entzündungswerte, der Zerstörungsgrad der Leber oder die Viruskonzentration im Blut.

In der Regel kann das Hepatitis-B-Virus durch die medikamentöse Behandlung nicht vollständig aus dem Körper beseitigt werden. Ziel der Therapie ist unter anderem, die Viruskonzentration im Blut dauerhaft unter die Nachweisgrenze zu senken. Nur bei einem Teil der Patienten wird dieses Ziel erreicht. Ob und in welcher Konzentration das Hepatitis-B-Virus vorliegt, kann eine Blutuntersuchung zeigen: Im Labor kann das Erbgut des Hepatitis B-Virus (sog. HBV-DNA) nachgewiesen werden.

Im Wesentlichen kommen bei einer chronischen Hepatitis B zwei Medikamentengruppen zum Einsatz:

  • Alpha-Interferone (Interferon alpha) und
  • Virostatika = Substanzen, die die Viren bekämpfen (sog. antivirale Therapie).

Neuere, wirksamere Substanzen befinden sich in der Entwicklung.

Therapie mit Interferon alpha

Interferone sind bestimmte Eiweiße, die das Immunsystem bildet, wenn der Körper mit fremden Substanzen in Kontakt kommt – zum Beispiel mit Viren. Interferone sind ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr. Sie markieren zum Beispiel geschädigte Zellen. Abwehrzellen des Immunsystems erkennen diese Markierungen und machen die Zellen unschädlich, sodass die Viren sich nicht mehr verbreiten können. Es gibt verschiedene Arten von Interferonen, die sich anhand ihrer Struktur unterscheiden.

Bei chronischer Hepatitis B hat sich künstlich hergestelltes Interferon alpha als wirksam erwiesen. Bei einer neueren Variante, dem PEG-Interferon alpha, ist Interferon alpha an den Wirkstoff Polyethylenglycol (PEG) gebunden (sog. pegyliertes Interferon). PEG-Interferon zeichnet sich im Vergleich zu herkömmlichem Interferon alpha dadurch aus, dass es länger wirkt. So reicht es aus, dass der Arzt das PEG-Interferon einmal pro Woche in das Unterhautfettgewebe spritzt.

Die Therapie mit Interferonen dauert etwa 24 bis 48 Wochen. Mögliche häufige Nebenwirkungen von Interferon-Alpha bzw. PEGI-Interferon alpha sind zum Beispiel grippeähnliche Symptome wie Fieber oder Müdigkeit. Auch Haarausfall oder Gewichtsabnahme sind unerwünschte Wirkungen, die manchmal auftreten. (PEG-)Interferon alpha darf in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden.

Therapie mit antiviralen Substanzen

Antivirale Medikamente (Virostatika) in Tablettenform können verhindern, dass sich die Viren vermehren. Sie werden häufig besser vertragen als Interferon alpha. Mögliche Nebenwirkungen sind z.B. Kopfschmerzen, Fieber, Krankheitsgefühl, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlaflosigkeit.

Virostatika sind bei chronischer Hepatitis B vor allem geeignet, wenn

  • die Entzündungsaktivität an der Leber nur gering ausgeprägt ist,
  • die Therapie mit Interferon alpha keinen Erfolg gebracht oder wenn
  • die Therapie mit Interferon alpha nicht möglich ist, zum Beispiel, weil starke Nebenwirkungen aufgetreten sind.

Zu möglichen antiviralen Wirkstoffen gegen Hepatitis B zählen

Entecavir

Tenofovir

Lamivudin

Telbivudin

Diese Virostatika zählen zur Gruppe der Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga. Gewöhnlich muss der Patient diese Medikamente dauerhaft einnehmen, da ansonsten die Viruskonzentration wieder ansteigt. Der Arzt wird alle drei bis sechs Monate prüfen, wie hoch die Viruslast im Körper ist. Es kann passieren, dass die Viren im Laufe der Zeit nicht mehr auf einen bestimmten Wirkstoff ansprechen, d.h., sie sind dagegen resistent geworden. In diesem Fall wird der Arzt die Therapie verändern und auf einen anderen Wirkstoff zurückgreifen.

Letzte Therapieoption: die Lebertransplantation
Wenn eine akute Hepatitis B besonders heftig verläuft, kann die Leber schwer geschädigt werden. Und auch eine chronische Hepatitis B kann dazu führen, dass die Leber nicht mehr richtig arbeitet. Wenn Medikamente zur Therapie nicht ausreichen, kann eine Lebertransplantation nötig sein. Dabei wird die kranke Leber in einer Operation durch eine Spenderleber ersetzt.

© aponet.de

Letzte Aktualisierung: Oktober 2016

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