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11.07.2024
Die Untersuchung aus dem Großraum Paris zeigt den Anstieg schwerer Folgeerkrankungen durch den Freizeitkonsum von Lachgas seit 2020. Gleichzeitig zeigte sich eine Tendenz zu höheren und damit schädlicheren Dosen, vor allem bei jungen Menschen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hin. „Es kommt zu Rückenmarks- und Nervenschäden, welche sensible Symptome, Gangstörungen und bleibende Lähmungen hervorrufen“, warnt die medizinische Organisation.
Lachgas, chemisch Distickstoffmonoxid, setzen Ärzte bereits seit über 200 Jahren als lokales Betäubungsmittel ein. Heute verwenden es besonders Zahnmediziner bei Angstpatienten. Gleichzeitig wird Lachgas in Patronen für Sahnespender verwendet und in den letzten Jahren zunehmend als gefährliche Partydroge.
Welche Folgen hat Lachgas für die Gesundheit?
Dieser Missbrauch schädigt nicht nur das Nervensystem, sondern auch die Blutbildung, das Herz und die Lunge. Der Grund: Lachgas stört den Vitamin-B12-Stoffwechsel. Dieses Vitamin spielt eine wichtige Rolle für die Funktion der Nerven und des Rückenmarks. In der Folge treten Taubheitsgefühle, vor allem an den Füßen, Gangstörungen und in schweren Fällen Lähmungen auf. Diese bilden sich nicht immer vollständig zurück. Zudem drohen Erfrierungen der Atemwege, da das Gas stark gekühlt in die Patronen abgefüllt wird.
Für die neurologischen Schäden gibt es keinen Schwellenwert. Es gibt Berichte, dass bereits vier inhalierte Luftballons nach sieben Wochen zu schweren Folgen führen können. Auf entsprechenden Partys werden von manchen Menschen durchaus 50 und mehr Ballons inhaliert. „So steigt mit jedem Atemzug am Lachgas-Ballon das Risiko für neurologische Folgekomplikationen“, warnt DGN-Pressesprecher Professor. Dr. Peter Berlit.
Akute Gefahr nach Lachgas-Konsum
Doch nicht nur die chronischen Folgen seien ein Problem: „Sorge macht auch eine nicht zu vernachlässigende akute Gefahr – vor allem, wenn im Einzelfall zu viel Lachgas inhaliert wird.“ Dazu zählen neben Übelkeit, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen auch epileptische Anfälle, Schlaganfälle und hypoxische Hirnschäden bis zum Tod in Folge des Konsums. Beschrieben werden auch Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Atemprobleme.
Die DGN fordert eine klare Kaufeinschränkung von Lachgas außerhalb medizinischer Indikationen. Die Abgabe für gewerbliche Zwecke müsse gesetzlich geregelt werden. „Vor allem sehe ich eine Pflicht der Gesellschaft und Politik, junge Menschen über die möglichen Gefahren zu informieren. Viele halten Lachgas für ungefährlich – das ist es ganz sicher nicht“, warnt Berlit.
Quelle: DOI 10.1007/s00415-024-12264-w