Katrin Faßnacht-Lee
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25.03.2025 13:56 Uhr
Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) handelt es sich genau genommen um eine Entzündung des sogenannten Wurmfortsatzes (Appendix vermiformis), einem Anhängsel des Blinddarms. Dieses ist zwei bis 20 Zentimeter lang und besteht unter anderem aus lymphatischem Gewebe, das Abwehrzellen bilden kann. Außerdem dient der Wurmfortsatz als Speicher für gesunde Darmbakterien (Mikrobiom), die beispielsweise nach einer Durchfallerkrankung helfen, das Bakteriengleichgewicht im Darm wiederherzustellen.
Am häufigsten tritt das Krankheitsbild bei Kindern und Jugendlichen auf – bei Jungen zwischen 10 und 14 und bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Aber auch ältere Menschen sind betroffen. Der Altersdurchschnitt liegt in Deutschland bei 35 Jahren. Bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung gilt es, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen. Denn sonst kann es in wenigen Stunden zu einem lebensbedrohlichen Blinddarmdurchbruch kommen.
1. Symptome einer Blinddarmentzündung
Eine Blinddarmentzündung macht sich durch starke Schmerzen im rechten Unterbauch bemerkbar. Kinder zeigen häufig auf die Region um den Nabel. Auch eine erhöhte Körpertemperatur, Übelkeit und Erbrechen können begleitend auftreten. Kindern ist es in der Regel nicht mehr möglich, auf dem rechten Bein zu hüpfen. Ein weiterer Selbsttest: Im Liegen das rechte Bein anheben. Verstärken sich die Schmerzen, deutet dies ebenfalls auf eine Blinddarmentzündung hin.
2. Verlauf einer Blinddarmentzündung
Oft haben Betroffene anfangs diffuse Schmerzen im Oberbauch. Diese wandern anschließend in den rechten Unterbauch und verstärken sich. Die schmerzende Region ist oft angespannt und druckempfindlich. Da sich der Verlauf unterscheiden kann und die Symptome vor allem bei kleinen Kindern, Schwangeren und alten Menschen oft nicht eindeutig sind, gilt es, bei Hinweisen auf eine Blinddarmentzündung unbedingt sofort einen Arzt aufzusuchen. Sonst kann der entzündete Wurmfortsatz im schlimmsten Fall innerhalb weniger Stunden platzen. Dabei gelangt der Darminhalt in den Bauchraum, was zu einer Bauchfellentzündung oder einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen kann. Mediziner unterscheiden eine unkomplizierte und eine komplizierte Appendizitis. Bei letzterer weist der Wurmfortsatz neben einer Entzündung auch Gewebsveränderungen, Abszesse oder eine geschädigte Darmwand (Perforation) auf.
3. Ursachen einer Blinddarmentzündung
Als häufige Ursache für eine Blinddarmentzündung gelten sogenannte Kotsteine. Das ist verhärteter Stuhl, der den Wurmfortsatz verschließt. Auch durch Kirschkerne oder ähnliches kann dies geschehen. In der Folge vermehren sich dort Bakterien, die eine Entzündung begünstigen. Knicke oder Vernarbungen des Wurmfortsatzes können ebenfalls Entzündungen begünstigen. Experten vermuten weitere mögliche, noch nicht erforschte Ursachen.
4. Diagnose einer Blinddarmentzündung
Der Arzt wird zunächst nach Beschwerden fragen, den Bauchraum abtasten, die Körpertemperatur messen und Blut abnehmen. Im Labor werden die Entzündungswerte bestimmt. Eine Urinprobe kann andere Erkrankungen ausschließen. Bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung erfolgt anschließend in aller Regel eine Ultraschalluntersuchung. Diese ist bei Kindern besonders zuverlässig. Bei älteren und stark übergewichtigen Menschen gestaltet sich die Diagnose per Ultraschall mitunter komplizierter. Hier kann eine Computertomographie (CT) die Diagnose absichern. Ist die Diagnose bei Kindern oder Schwangeren unklar, kommt eine Kernspintomographie infrage (MRT), da hier keine Strahlenbelastung entsteht.
5. Behandlung einer Blinddarmentzündung
Früher wurde der Wurmfortsatz bei einer Blinddarmentzündung fast immer operativ entfernt. Mediziner sprechen von einer Appendektomie. Heutzutage behandeln Ärzte bei einer Blinddarmentzündung mitunter zunächst kurzfristig mit Antibiotika – das kommt auf das Stadium der Entzündung und sonstige Risikofaktoren (Schwangerschaft, Alter, Immunsuppression etc.) an. Eine Operation lässt sich so in vielen Fällen umgehen. Allerdings kann die Entzündung erneut auftreten und der Wurmfortsatz wird zu einem späteren Zeitpunkt entfernt. Die derzeitige Datenlage zeigt laut Experten keine eindeutigen Vorteile für eine Antibiotikatherapie.
Die Operation erfolgt entweder herkömmlich oder minimal-invasiv per Laparoskopie (Bauchspiegelung). In Deutschland wird heute standardmäßig die laparoskopische Appendektomie durchgeführt. Gründe hierfür sind die kürzere Krankenhausverweildauer sowie geringere Wundinfektionsrate. Nach einer Operation schreibt der Arzt die Patienten etwa zwei bis drei Wochen krank.
6. Was die Apotheke bei einer Blinddarmentzündung rät
Einer Blinddarmentzündung lässt sich nicht in jedem Fall vorbeugen. Hilfreich für eine gute Darmgesundheit ist aber immer eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Vollkornprodukten, Obst und Hülsenfrüchten und mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag. Vorsicht: Verschluckte Kirschkerne oder ähnliches können den Blinddarm versperren und eine Entzündung begünstigen.
Wenn starke Bauchschmerzen auftreten, nehmen Sie diese ernst und wenden Sie sich im Zweifelsfall immer schnell an einen Arzt.
Und noch ein Tipp: Antibiotika können das Bakteriengleichgewicht im Darm (Mikrobiom) negativ beeinflussen. Lassen Sie sich bei Antibiotikatherapie in Ihrer Apotheke zu geeigneten Nahrungsergänzungsmitteln beraten, die das Mikrobiom unterstützen.
7. Blinddarmentzündung kurz zusammengefasst
- Eine Blinddarmentzündung macht sich vor allem durch starke Schmerzen im rechten Unterbauch bemerkbar.
- Wer eine Blinddarmentzündung vermutet, sollte sofort einen Arzt aufsuchen, da es sonst zu einem gefährlichen Darmdurchbruch kommen kann.
- Eine Blinddarmentzündung kann heutzutage zum Teil durch Antibiotika behandelt werden. In vielen Fällen wird aber weiterhin eine Blinddarm-Operation durchgeführt.
- Am häufigsten wird der Blinddarm minimal-invasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung entfernt. Nach der Operation sind die Patienten zwei bis drei Wochen krankgeschrieben.
- Übrigens: Der Blinddarm unterstützt das Immunsystem. Außerdem gilt er als Reservoir für gesunde Darmbakterien (Mikrobiom).
Zuletzt aktualisiert: 27.01.2025
Quellen