Schlägt das Herz ruhig und gleichmäßig, spürt man es kaum. Doch schon ein einzelner zusätzlicher Herzschlag, vom Arzt Extrasystole genannt, ändert dies. Passiert so etwas nur gelegentlich, gilt das als normal und harmlos. Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen (BNK), erklärt dazu: "Selbst bei jüngeren Menschen gerät der Herzrhythmus immer wieder einmal aus dem Takt, ohne dass dies ernste Ursachen oder gesundheitliche Folgen haben muss."
Vielfältige Ursachen stören den Takt
Die zusätzlichen Schläge an sich sind eher schwach und kaum zu bemerken. Erst der nächste reguläre Schlag erschreckt die Betroffenen, denn er erfolgt später und stärker, was sich für viele wie ein Aussetzer anfühlt. "Das kann Angst vor einem möglichen Herzversagen hervorrufen, obwohl das Herz eigentlich gesund ist", sagt Smetak. "In der Regel sind diese Extrasystolen ungefährlich und müssen nicht behandelt werden." Oft reiche schon ein gesunder Lebenswandel mit Sport, genug Schlaf, weniger Stress und dem Verzicht auf Alkohol, koffeinhaltige Getränke und Zigaretten aus, um den Herzschlag zu beruhigen. Wem das Herzstolpern sehr unangenehm ist, der kann in Absprache mit einem Arzt versuchen, mit Mineralstoffpräparaten, die Kalium oder Magnesium enthalten, gegenzusteuern.
Warum das Herz außer der Reihe schlägt, ist nicht immer genau festzustellen. Verschiedene Ursachen wie psychische und körperliche Anspannung, Schlafmangel und Angst kommen dafür infrage. Ebenso können Herzkrankheiten, eine Schilddrüsenüberfunktion oder ein Mineralstoffmangel Herzrhythmusstörungen auslösen. Auch manche Medikamente können zum Herzstolpern beitragen. Dazu gehören beispielsweise Herzmedikamente oder Mittel gegen Depressionen.
Bei ernsteren Beschwerden zum Facharzt
Bei stärkeren Störungen des Herzrhythmus mit mehr als 10 bis 15 Extra-Schlägen pro Minute oder Extra-Schlägen in häufiger und schneller unregelmäßiger Folge ist es angebracht, das Herz von einem auf Herzkrankheiten spezialisierten Facharzt, einem Kardiologen, untersuchen zu lassen. Gleiches gilt, wenn Beschwerden wie Atemnot, Schwindel oder Bewusstseinsstörungen dabei auftreten.
"Häufige Extrasystolen können Anzeichen einer ernsten Herzerkrankung sein, zum Beispiel eines Herzklappenfehlers oder einer Herzmuskelentzündung. Manch mal sind sie auch Folge eines Herzinfarktes", warnt der BNK-Vorsitzende. "Diese Erkrankungen müssen unbedingt rechtzeitig erkannt und behandelt werden, um unter Umständen ernstere oder sogar lebensbedrohliche Folgen zu verhindern."
Je nach Art der Herzrhythmusstörung können darüber hinaus Medikamente aus der Gruppe der Antiarrhythmika den Herzschlag beruhigen und stabilisieren. Dazu gehören beispielsweise Betablocker oder Wirkstoffe wie Verapamil, Flecainid oder Amiodaron. Bei langsamem Herzschlag kann ein Herzschrittmacher eingesetzt werden, der bei Bedarf mit elektrischen Impulsen den Rhythmus aufrechterhält. Ein implantierbarer Defibrillator wird gegen ein mögliches Kammerflimmern eingesetzt, das lebensgefährlich ist. Das Gerät gibt im Ernstfall einzelne Stromstöße ab, um das "Herzflattern" zu unterbrechen.
In besonderen Fällen kann bei Herzrhythmusstörungen ein Eingriff mittels Herzkatheter nötig werden. Der Arzt verödet dabei kleine Bereiche im Herz, aus denen unkontrollierte Erregungen entspringen. Fachsprachlich nennt sich ein solcher Eingriff Katheterablation. Er dient beispielsweise der Behandlung eines Vorhofflimmerns, wenn es anders nicht mehr zu therapieren ist.
Apotheker Rüdiger Freund