So funktioniert das Herz

Lesen Sie, was das Herz leistet; wie es arbeitet, was es krank machen kann und wie es mit Hilfe des Apothekers möglichst lange gesund bleibt. Obendrein gilt das Herz als Sensor für Gefühle. Erfahren Sie hier, warum das so ist.

Herz
© J. Hofmann/SIGN

Volksmund und Dichter wissen schon lange, dass starke Gefühle Herzenssache sind. Liebesfreude lässt das Herz höher schlagen, Liebesleid es brechen. Möchte man Aufwühlendes mitteilen, hat man etwas auf dem Herzen. An allem und jedem, an dem Menschen großen Anteil nehmen, hängen sie von ganzem Herzen.

Erregung lässt das Herz höher schlagen

Mediziner schreiben die Gefühlsbindung des Herzens dem Einfluss des vegetativen, also des unwillkürlichen Nervensystems zu. Es sorgt für lebenswichtige Reflexe und Reaktionen, über die wir nicht erst groß nachdenken dürfen. Im Herzen bewirken die beiden Anteile des vegetativen Nervensystems, der Parasympathikus und der Sympathikus, gegensätzliche Reaktionen. Der Parasympathikus sorgt mit seinen über den Vagusnerv laufenden Nervenfasern dafür, dass das Herz langsamer und weniger kräftig schlägt. Nervenfasern des Sympathikus bewirken einen schnelleren, kräftigeren Herzschlag. Und da durch starke Gefühle ausgelöste Erregungen den Sympathikus anstoßen, lassen sie das Herz höher schlagen. Der Parasympathikus sorgt dafür, dass solche Reaktionen nicht überschießen. Bei anhaltendem Stress und psychischer Anspannung überwiegt der Sympathikus und setzt das Herz unter Druck. Dann muss man mit einem Antistressprogramm gegensteuern. Dazu können beispielsweise Entspannungsübungen beitragen.

Nicht nur Gefühle treiben das Herz an, sondern auch körperliche Belastung. In Ruhe schlägt das Herz im Durchschnitt 70-mal pro Minute. Bei starker Anstrengung kann es das Herz eines 20-jährigen gesunden Menschen auf bis zu 200 Schläge pro Minute bringen – eine beachtliche Steigerung. Auch hier passen Sympathikus und Parasympathikus die Herzleistung den Erfordernissen an.

Was das Herz schwach macht

Das Herz reagiert aber nicht nur flexibel auf körperliche und seelische Reize, es hat auch ein beträchtliches Durchhaltevermögen. In gesundem Zustand pumpt es jeden Tag klaglos ein Blutvolumen von etwa 16000 Litern. Es schlägt dazu bei einem normal aktiven Erwachsenen im Durchschnitt rund 100000-mal pro Tag. In einem 80-jährigen Leben wären das drei Milliarden Schläge. Viel verlangt es für diesen enormen Arbeitseinsatz nicht: nur ein klein wenig Blut, etwa einen viertel Liter pro Minute. Doch trotz seiner enormen Leistungskraft hält auch ein Herz nicht alles aus.

Theodor Storm schreibt in seinem Gedicht "Oktoberlied": "Und wimmert auch einmal das Herz – stoß an und lass es klingen! Wir wissen’s doch, ein rechtes Herz ist gar nicht umzubringen." Das wäre schön, bleibt aber ein Dichtertraum. Als kritischer Punkt gilt vor allem die Blutversorgung des Herzens. Ohne genug Herzblut geht es nicht: Die Marathonmuskeln des Herzens brauchen ständig Sauerstoff, Energie, Bau- und Mineralstoffe. Stockt der Nachschub einmal, nimmt das Herz Schaden. Zugeführt wird ihm alles, was es braucht, über die linke und rechte Herzkranzarterie, die sich weit in den Herzmuskel verzweigen.

Gefahr durch verstopfte Blutgefäße

Sind diese Gefäße frei, ist alles in Ordnung. Doch leider können sie sich verschließen. Wichtigste Ursache sind arteriosklerotische Ablagerungen in Blutgefäßen. Gefördert werden sie durch Bluthochdruck, ungünstige Blutfettwerte, Diabetes oder Giftstoffe aus Zigarettenrauch. Die Gefäßablagerungen können wahre Herzensbrecher sein. Sie engen die Herzgefäße mehr und mehr ein, der Blutfluss gerät ins Stocken. Es treten dann mitunter, besonders bei Anstrengung oder Stress, anfallsartig über mehrere Minuten Brustschmerzen und Druckgefühl in der Brust auf. Dazu können Atemprobleme, Angst und Schweiß auf der Stirn kommen. Ärzte sprechen von Angina pectoris. Behandelt wird, je nach ärztlicher Vorgabe, mit Medikamenten oder bei Bedarf mit einer Operation. Werden die Anfälle unvorhersehbar, häufiger und heftig und sprechen sie auf Medikamente nicht mehr gut an, ist Gefahr im Verzuge.

Bei fast oder ganz verschlossenen Herzgefäßen stirbt das unterversorgte Herzmuskelgewebe ab – ein Herzinfarkt hat sich ereignet. Sehr oft entsteht er, wenn Ablagerungen in den Gefäßen aufreißen. An der wunden Stelle bildet sich leicht ein Blutgerinnsel, eine Art Wundschorfpfropfen. Er kann das betroffene Gefäß völlig verschließen und damit den Blutfluss unterbrechen. Ein Herzinfarkt ist immer ein Notfall, man muss daher sofort den Notarzt rufen, wenn Symptome ähnlich den oben genannten anhaltend auftreten.

Eine Herzschwäche kann zurückbleiben

Sterben durch eine mangelnde Blutversorgung nur kleine Herzmuskelpartien ab, kann das Herz oft noch vergleichsweise normal weiterarbeiten. Manchmal bleiben solche Infarkte sogar ohne Symptome, bei Diabetikern übrigens häufiger als bei Nichtdiabetikern. Die Betroffenen haben aber ein erhöhtes Risiko für einen erneuten Infarkt und sollten daher Risikofaktoren besonders meiden. Regelmäßige Herz-Checks helfen, stumme Infarkte aufzuspüren. Häufig bewirkt der Ausfall von Teilen der Herzmuskulatur schwere, vielfach tödliche Störungen der Herzfunktion mit erheblichen Beschwerden. Und auch wenn der Infarkt überlebt wurde, kann eine Herzschwäche zurückbleiben. Diese setzt den Betroffenen im Alltag häufig sehr zu, etwa durch Atemnot und mangelnde Leistungskraft.

Hilfe aus der Apotheke

Um das Herz zu schützen, kann man einiges tun. Wichtig ist in jedem Fall regelmäßige körperliche Aktivität sowie regelmäßige Gesundheits-Checks beim Arzt. Und auch in der Apotheke gibt es Hilfe. Dort kann man, indem man Blutfette und Blutdruck sowie Blutzucker messen lässt, seinem Risiko frühzeitig auf die Spur kommen. Lässt man solche Risikofaktoren dann ärztlich überwachen und behandeln, kann man leichteren Herzens in die Zukunft blicken. Noch besser geht das, wenn man das Rauchen aufgibt. Dazu Entschlossene können sich bei Bedarf mit Nikotinkaugummis und -pflastern aus der Apotheke über die schwierige erste Zeit nach dem Rauchstopp hinweghelfen. Wer seinem Herzen noch mehr Gutes tun möchte, nimmt Kapseln mit Fischöl ein. Sie enthalten die herzgesunden Omega-3-Fettsäuren. Ein schwaches Herz können Weißdornpräparate stärken. Fragen Sie dazu Ihren Apotheker, eine gute Beratung ist ihm Herzenssache.

So arbeitet das Herz

Das Herz ist, ganz unromantisch betrachtet, eine Muskelpumpe mit vier Hohlräumen. Es besteht aus einer linken und einer rechten Hälfte, die zeitgleich arbeiten. Über die rechte Hälfte saugt das Herz "verbrauchtes", sauerstoffarmes Blut aus den Venen an und pumpt es in die Lunge (1). Von dort fließt es dann zurück zur linken Herzhälfte (2). Auf dem Weg durch die Lunge tankt es Sauerstoff und gibt schädliches Kohlendioxid ab. Die linke Herzhälfte pumpt das sauerstoffreiche Blut über die Hauptschlagader in den ganzen Körper, in den Körperkreislauf. Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt und nicht etwa ins Herz zurück. Sie funktionieren wie Klapptüren, die nur in eine Richtung aufgehen. Die Phase, in der sich das Herz weitet und Blut ansaugt, nennt man Diastole. Die Phase, in der es sich zusammenzieht und das Blut wieder in die Gefäße austreibt, bezeichnen Mediziner als Systole.

Damit Blut nicht nur dann durch die Gefäße fließt, wenn das Herz gerade pumpt, kann sich die Hauptschlagader, wie alle Schlagadern, weiten und wieder zusammenziehen. So fangen Schlagadern den Druckpuls des Herzens auf, pumpen selbst etwas mit und bewirken so einen gleichmäßigeren Blutfluss. Wäre dem nicht so, flösse das Blut wie Wasser in einem Gartenschlauch, bei dem man den angeschlossenen Wasserhahn rhythmisch auf- und zudreht.

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