06.01.2017
Wer sich wann gegen eine Krankheit impfen lässt, ist in Deutschland überall anders. Das geht aus den neuesten Daten der Kassenärztlichen Vereinigung hervor, die das Robert-Koch-Institut (RKI) im aktuellen «Epidemiologischen Bulletin» vorgestellt hat. Sie zeigen klar, dass es beim Thema Impfen zwar durchaus kleine Erfolge gibt, auf der anderen Seite jedoch auch eine große Impfmüdigkeit.
So stieg etwa die Impfquote gegen Humane Papillomaviren (HPV) bei 15-jährigen Mädchen auf 30,5 Prozent an, liegt aber immer noch deutlich niedriger als empfohlen. Immer weniger ältere Menschen lassen sich gegen Influenza impfen. Während sich in der Saison 2009/2010 noch 47,7 Prozent der mindestens 60-Jährigen gegen Grippe immunisieren ließen, waren es 2015/2016 nur noch 35,3 Prozent. Erstmals haben die Epidemiologen auch die absolute Zahl der Kinder hochgerechnet, die zum empfohlenen Zeitpunkt nicht oder nicht vollständig geimpft sind: Demnach waren bundesweit 150.000 Kinder des Jahrgangs 2013 mit 24 Monaten nicht vollständig geimpft; 28.000 weitere Kinder waren gar nicht gegen Masern immunisiert. Probleme gibt es vor allem in Ballungsräumen, allen voran in Berlin mit 7300 Kindern ohne ausreichenden Impfschutz. „Schlimm, dass Deutschland inzwischen in Europa das Schlusslicht der Masernelimination darstellt“, betont RKI-Präsident Lothar H. Wieler.
Auch für die 2013 von der Ständigen Impfkommission empfohlene Impfung gegen Rotaviren für Säuglinge gibt es starke regionale Unterschiede. Die erste Impfung soll laut RKI möglichst früh im Alter von 6 bis 12 Wochen erfolgen, je nach Präparat folgen eine oder zwei weitere. Im Geburtsjahrgang 2014 wurden zwei Drittel der Kinder vollständig immunisiert. Gerade hier zeigt sich die regionale Spannweite: Im bayerischen Landkreis Rosenheim liegt die Quote bei nur 15,4 Prozent, in Desslau-Roßlau in Sachsen-Anhalt bei 89,3 Prozent. Insgesamt erhalten in Deutschland nur 89 Prozent der Kinder die erste Dosis zeitgerecht.
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