12.05.2020
Erstmals berichten Forscher, dass eine Glutenunverträglichkeit, auch Zöliakie genannt, nicht nur erblich bedingt ist, sondern möglicherweise auch durch Umweltgifte ausgelöst werden kann: Erhöhte Konzentrationen von giftigen Chemikalien im Blut junger Menschen waren laut ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Environmental Research” mit einem erhöhten Risiko für Zöliakie verbunden.
Bei Kindern und jungen Erwachsene mit einem hohen Spiegel an Chemikalien im Blut, etwa Pestiziden, Insektiziden, Flammschutzmitteln und Stoffen aus Antihaft-Kochgeschirr, wurde doppelt so häufig eine Zöliakie diagnostiziert wie bei Personen mit niedrigeren Werten. Dabei wurden auch geschlechtsspezifische Unterschiede beobachtet: Mädchen und junge Frauen mit überdurchschnittlich hohen Pestizidspiegeln erkrankten etwa achtmal häufiger an der Glutenunverträglichkeit. Bei erhöhten Blutkonzentrationen von Stoffen aus Antihaft-Kochgeschirr (wie z. B. Teflon-beschichteten Pfannen) wurde fünf- bis neunmal häufiger Zöliakie diagnostiziert. Junge Männer erkrankten dagegen mehr als doppelt so oft, wenn in ihrem Blut erhöhte Spiegel von Flammschutzmitteln gefunden wurden.
Schadstoffe als Auslöser für Autoimmunerkrankungen?
Der pädiatrische Gastroenterologe Dr. Jeremiah Levine berichtet: „Unsere Studie stellt die erste messbare Verbindung zwischen giftigen Chemikalien aus der Umwelt und Zöliakie her. Die Ergebnisse werfen auch die Frage auf, ob es mögliche Zusammenhänge zwischen Umweltgiften und anderen Autoimmunerkrankungen des Darms gibt.“ Um dies zu klären, seien weitere Untersuchungen notwendig.
Menschen mit Zöliakie vertragen kein Gluten – ein Eiweiß, das in Weizen, Roggen und Gerste enthalten ist. Sie müssen sich strikt glutenfrei ernähren, weil es sonst zu schweren Darmreaktionen, Müdigkeit und Blutarmut kommt. Bisher ist man davon ausgegangen, dass die Erkrankung weitgehend erblich bedingt ist.
ZOU