Dr. Karen Zoufal
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27.07.2021
Bei Menschen mit Zöliakie, die täglich Gluten zu sich nahmen, verhinderten Tabletten mit dem Wirkstoff ZED1227 die typischen Symptome. Getestet wurden drei verschiedene Dosierungen, wobei die höchste Dosis die Symptome am besten linderte. Auch hatte sich die Lebensqualität der Beteiligten umso mehr verbessert, je höher die Dosierung des Medikaments war. Zwei Darmuntersuchungen per Endoskopie zeigten, dass die Schädigung der Darmschleimhaut im Vergleich zur Placebogruppe deutlich geringer war. ZED1227 ist das erste Medikament, das bei Zöliakie eine klinische Wirksamkeit zeigte. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen traten in allen Gruppen gleich häufig auf. Bei acht Prozent der Personen mit der höchsten Dosierung kam es zu einem kurzfristigen Hautausschlag. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
„Zöliakie-Betroffene verspüren durch die dauerhaft notwendige Vorsicht bei der Ernährung einen erheblichen Leidensdruck. […] Ihnen wird zukünftig eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit unterstützend zur glutenfreien Diät zur Verfügung stehen, die ihnen zusätzlich einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit und Lebensqualität ermöglicht“, erläuterte Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan, Leiter der Klinik-Ambulanz für Zöliakie und Dünndarmerkrankungen an der Universitätsmedizin Mainz. Das Forschungsteam will das Medikament nun an besonders stark betroffenen Personen testen, bei denen selbst eine glutenfreie Diät nicht wirkt.
Die Zöliakie ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung des Dünndarms, bei der bereits kleinste Mengen Gluten aus Getreidearten wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel eine Entzündung und Darmbeschwerden auslösen. Etwa ein Prozent der Bevölkerung leidet daran. Manche Menschen besitzen eine erbliche Veranlagung für Zöliakie: Bei ihnen reagieren unverdaute Glutenbruchstücke in der Schleimhaut des Dünndarms mit einem Enzym, was die Entzündung hervorruft. Der Wirkstoff ZED1227 hemmt die Aktivität dieses Enzyms.
Quelle: 10.1056/NEJMoa2032441