ABDA
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20.06.2023
Zahlreiche Apotheken in Deutschland sind massiv verärgert: Derzeit erhalten sie Briefe von Krankenkassen, die ihnen die Kostenübernahme für die Herstellung von Fiebersäften für Kinder verweigern. In den vergangenen Monaten waren diese Säfte kaum lieferbar. Die Apotheken hatten sofort reagiert, indem sie die wichtigen Medikamente selbst herstellten.
Viele Apothekerinnen und Apotheker haben in den vergangenen Tagen gemeldet, dass Krankenkassen derzeit insbesondere selbst hergestellte Fiebersäfte retaxieren. Das bedeutet: Die Kassen verweigern den Apotheken nicht nur das Honorar für die Herstellung, sondern auch die Auszahlung der Sachkosten - damit bleiben die Apotheken auf den Kosten für die Arzneimittel sitzen. Insbesondere in den vergangenen Winter- und Frühlingsmonaten waren Fiebersäfte und -zäpfchen für Kinder nur noch schwer lieferbar. Die Apotheken haben sofort reagiert, indem sie die Arzneimittel für die kleinen Patientinnen und Patienten selbst herstellten. „Heute – teils Monate nach der Versorgung – erhalten die Apotheken dann die bittere Nachricht, dass die Krankenkassen diesen Einsatz nicht vergüten. Die Kassen begründen ihre Haltung damit, dass auf den eingereichten Rezepten oftmals eine kleine Angabe zur Dosierung fehlt“, heißt es in einer Mitteilung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.
Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) ist verärgert und hat für dieses Vorgehen kein Verständnis: „Wir leben in einem System, in dem durch den Sparwahn der Krankenkassen keine Fiebersäfte für Kinder mehr lieferbar sind. Da wir unsere kleinen Patientinnen und Patienten und deren Eltern inmitten einer Erkältungswelle nicht unversorgt nach Hause gehen lassen wollten, haben wir die Fiebersäfte oft selbst hergestellt – und damit Kindern und Eltern schnell und umkompliziert weitergeholfen. Monate später erreichen uns nun Briefe, in denen Beträge in Höhe von 20 oder 30 Euro nicht ausgezahlt werden können, weil wir vergessen haben, ein Kreuz zu setzen, oder die Dosierung nicht richtig angegeben haben.“
Hubmann sieht sich damit in seiner politischen Arbeit bestärkt: „In diesen Tagen diskutiert der Bundestag das Lieferengpass-Gesetz. Schon während unseres Protesttages haben wir auf die Absurdität der Nullretaxationen hingewiesen und sind damit bei einigen Politikerinnen und Politiker auf Verständnis gestoßen.“ Das aktuelle Beispiel helfe den Apothekerinnen und Apothekern bei ihrer Argumentation weiter, dass es solche Nullretaxationen bei Lieferengpässen in Zukunft nicht mehr geben darf.