Arzneimittel

Kreativer Protest: Apothekerinnen ziehen blank

27.08.2012

Die Apotheker sind sauer: Die geplante Erhöhung der Apothekenvergütung um 25 Cent pro verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung wird durch die Bank als viel zu gering abgelehnt. Daher verhandeln Standesvertreter seit Wochen intensiv mit den zuständigen Ministerien. Aber auch die Basis lässt sich etwas einfallen, um die Forderung nach einer angemessenen Vergütung zu unterstreichen. Die spektakulärste Aktion lieferten bislang einige Apothekerinnen. Sie zogen blank.

Aktionsplakat von Apothekerin Gabriela Aures
In Anlehnung an das Sprichwort vom "nackten Mann, dem man nicht in die Tasche greifen kann," startete Apothekerin Gabriela Aures ihre Plakataktion.
© Aures

Bislang vier Apothekerinnen ließen sich hüllenlos beziehungsweise nur mit einem Apotheken-A "bekleidet" ablichten, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Den Anfang machte Apothekerin Gabriela Aures aus Gaimersheim in Bayern. Mit dem besagten Foto und dem Slogan "Herr Rösler, in welche Tasche wollen sie uns noch greifen?" ließ sie Plakate drucken, die regional und überregional für Aufsehen sorgen.

Eine weitere Apothekerin, die dem Beispiel von Aures folgte, ist besonders im Internet engagiert: Ann-Katrin Kossendey aus Wiefelstede in Niedersachsen hat sich einen Namen als "Videothekerin" gemacht. Für das Video-Portal youtube.de hat sie mehrere kurze Filme gedreht, in denen sie den aktuellen Protest um die Apothekenvergütung erklärt und auf lockere Art und Weise Vorurteile gegenüber dem Apothekerberuf klarstellen möchte.

In den regionalen Apothekerkammern und -verbänden, zum Beispiel in Hessen und Baden-Württemberg, wird zurzeit heiß diskutiert, ob ein Streik Bewegung in die Verhandlungen bringen könnte. Die Apothekerkammer Nordrhein wurde darüber hinaus anderweitig tätig: Sie händigte allen Landtagsabgeordneten in Nordrhein-Westfalen sowie den nordrhein-westfälischen Bundestagsabgeordneten eine "Medikamenten"-Schachtel mit dem Namen "Überlegfix" aus. Das Präparat soll "gegen die typischen Beschwerden bei beginnenden Vorurteilen gegenüber der Honorierung von Apothekenleistungen" wirken. Im Beipackzettel werden die "Argumente für eine gerechtere Honoraranpassung" erläutert.

Der Apothekerverband Westfalen-Lippe setzte dagegen auf das direkte Gespräch. Die Mitglieder von Vorstand und Geschäftsführung "überraschten" Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, der auf einer Radtour mit Journalisten durch seinen Wahlkreis Münster unterwegs war. Dabei hatten sie Gelegenheit, persönlich mit Bahr die Situation zu besprechen, und übergaben ihm ein Schreiben, das die Forderung nach einem höheren Fixzuschlag unterstrich.

Mehr zu der Diskussion um die geplante Erhöhung der Apothekenvergütung lesen Sie bei aponet.de:
Apothekenhonorar: ABDA kritisiert Berechnungsmethode
Honoraranpassung: Heftige Reaktionen der Apotheker

RF

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