Gesundheitspolitik

Lieferengpässe bei Medikamenten: Bundestag beschließt Arzneimittelreform

ABDA/NK  |  26.06.2023

Die Apotheken in Deutschland bekommen mehr Freiheiten bei der Bewältigung der derzeitigen Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten. Dazu hat die Bundesregierung vergangenen Freitag ein neues Gesetz beschlossen.

Apotheker, öffnet eine Schublade mit Medikamenten.
Nicht lieferbare Medikamente stellen Apotheken in Deutschland aktuell vor große Herausforderungen.
© Caiaimage/Agnieszka Wozniak/iStockphoto

Lange wurde diskutiert, wie der Situation der Lieferengpässe bei Medikamenten hierzulande gesetzlich beizukommen ist. Mit dem sogenannten Lieferengpass-Gesetz, offiziell Arzneimittel-Lieferengpass-Bekämpfungs- und Versorgungs-Verbesserungsgesetz (ALBVVG), sollen nun einige Verbesserungen kommen, die die Lage entschärfen. Für Apotheken bedeutet dies einige Erleichterungen bei ihrer Arbeit. So sollen für Kinderarzneimittel die Preisregeln gelockert werden, Festbeträge und Rabattverträge werden dafür abgeschafft. Zudem müssen künftig Vorräte für rabattierte Arzneimittel angelegt werden, um kurzfristigen Lieferengpässen vorzubeugen. Auch dürfen ApothekenArzneimittel, die nicht verfügbar sind, durch ein wirkstoffgleiches Arzneimittel ersetzen, dafür erhalten Apotheken und Großhändler einen Zuschlag. Darüber hinaus regelt das Gesetz, auch, dass die telefonische Krankschreibung auch in Zukunft erlaubt ist, wenn der Versicherte dem Arzt bekannt ist und es sich nicht um eine „schwere Symptomatik“ handelt.

Die ABDA – Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände e.V. begrüßt es, dass die Bundestagsabgeordneten in letzter Sekunde dafür gesorgt haben, dass die Apotheken bei der Bewältigung der Engpasskrise mehr Freiheiten bekommen. Zugleich kritisiert die Apothekerschaft, dass den knapp 18.000 Apothekenteams weder eine angemessene Wertschätzung noch eine auskömmliche Honorierung zugestanden und somit keine Zukunftsperspektive für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung geboten werde. „Es ist immens wichtig, die Apothekenteams vollumfänglich zu entlasten, uns deutlich mehr Entscheidungskompetenzen zu geben und die Apotheken für ihre Mühen endlich angemessen zu vergüten. Diesbezüglich haben wir von der Ampel-Koalition widersprüchliche Signale erhalten“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. „Wir sehen einerseits, dass die Bundestagsabgeordneten den Belastungsstand in unseren Teams erkannt und anerkannt haben. Extrem bitter ist, dass die Bundesregierung nicht verstanden hat, dass die Apotheken vor Ort finanziell unterstützt werden müssen. Die nun beschlossenen 50 Cent für das Engpassmanagement sind und bleiben eine Missachtung unserer Arbeit.“

Overwiening weiter: „Es muss sich für junge Menschen auch in fünf oder zehn Jahren noch lohnen, eine Apotheke zu gründen und diese mehrere Jahrzehnte lang zu betreiben. Wir sind es unseren Patientinnen und Patienten, aber auch unserem eigenen Nachwuchs, schuldig, dass wir für den Erhalt der wohnortnahen Versorgung durch unsere Apotheken kämpfen. Deswegen werden wir auch während der Sommerpause im Rahmen von gezielten Aktionen immer wieder auf unsere Forderungen hinweisen und stehen zusammen, um im Herbst eine neue Protestwelle auszurollen. Aber wir sind auch weiterhin gesprächsbereit.“

Das komplette Video-Statement der ABDA-Präsidentin finden Sie hier:

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