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12.11.2021
Bei der Mehrheit der Patienten, die in die neurologische Post-Covid-Ambulanz der Charité Universitätsmedizin Berlin kamen, wurden kognitive Beeinträchtigungen beobachtet, also eine geringere geistige Leitungsfähigkeit. Fast genauso viele Menschen litten unter einer übermäßigen Erschöpfung.
Eine Auswertung der Befunde der ersten 100 Patienten der neurologischen Post-Covid-Ambulanz ergab, dass 72 Prozent der Patienten eine kognitive Beeinträchtigung aufwiesen. Mit 67 Prozent kam es fast ebenso häufig zu Fatigue, einer starken Erschöpfung. Mit einigem Abstand folgten Kopfschmerzen und ein Verlust des Geruchssinns (je 36 Prozent), Muskelschmerzen (21 Prozent), Schwindel (20 Prozent), Schmerzsyndromen (17 Prozent) und Anzeichen einer schweren Depression (6 Prozent). Die Studienergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Frontiers Neurology“ veröffentlicht.
Langzeitfolgen trotz leichtem Verlauf
Bei der großen Mehrheit der Patienten (89 Prozent) war die Covid-Erkrankung leicht verlaufen. Warum es trotzdem so oft zu langfristigen Beeinträchtigungen kommt, ist bisher unklar. Mediziner halten es für möglich, dass eine gestörte Funktion kleinster Blutgefäße, anhaltende Entzündungsreaktionen oder fehlgeleitete Immunreaktionen dahinterstecken. Solange man dies nicht genauer weiß, kann man nur die Symptome behandeln, jedoch nicht deren Ursache.
Laut einer schwedischen Studie weiß man mittlerweile bereits, dass der Effekt auf die geistige Leitungsfähigkeit nicht im Zusammenhang mit bleibenden Schäden des Nervensystems durch die Viruserkrankung steht. Die Ergebnisse zeigen dennoch, dass das Post-Covid-Syndrom einen großen Bedarf an neurologischer Versorgung mit sich bringt.
Quelle: DOI 10.3389/fneur.2021.738405/full