11.08.2015
Bekannt ist, dass Magenbypass-Operationen an Mäusen mit einer Veränderung der Darmflora und Gewichtsabnahme einhergehen und beispielsweise Typ-2-Diabetes beheben können. Nun haben Wissenschaftler um Valentina Tremaroli von der Universität Göteborg 14 Patientinnen nach einer solchen Operation etwa neun Jahre nachbeobachtet und ihr Darmmikrobiom untersucht. Als Kontrolle dienten Frauen mit ähnlichem Body-Mass-Index (BMI), die nicht operiert worden waren. In der Darmflora der operierten Patientinnen war insbesondere der Anteil von Protobakterien erhöht, die wegen ihrer proentzündlichen Eigenschaften generell als weniger förderlich gelten. Die Operierten hatten jedoch keine erhöhten Entzündungswerte im Vergleich zur Kontrollgruppe, berichten die Forscher im Fachjournal Cell Metabolism. Bei gleichem BMI zeigten Stuhlproben von operierten Patientinnen eine Veränderung der Darmbakterien, jene von nicht operierten hingegen nicht.
Diese Veränderung der Bakterienzusammensetzung beeinflusst die Stoffwechselvorgänge positiv: Das zeigten die Forscher mit einem Tierexperiment, für das sie Stuhlproben der Studienteilnehmerinnen auf Mäuse übertrugen. Bei gleicher Ernährung nahmen Mäuse, die das Darmmikrobiom von operierten Patientinnen erhalten hatten, weniger an Gewicht zu als Mäuse, die das Darmmikrobiom von nicht operierten Patientinnen übertragen bekommen hatten. Das Ergebnis: Offensichtlich hat die Darmbakterienzusammensetzung nach der Operation eine günstige Wirkung auf den Fettstoffwechsel. „Angesichts der wachsenden Epidemie von Übergewicht und damit assoziierten Krankheiten sind unsere Erkenntnisse von großer Bedeutung“, sagt Seniorautor Dr. Fredrik Bäckhed laut Pressemeldung von Cell. „Da eine Operation immer mit einem Risiko verbunden ist, ist es entscheidend, dass wir nicht chirurgische Alternativen entwickeln.“ Eine mögliche Strategie seien Probiotika, die den Stoffwechsel günstig beeinflussen.
jm/ PZ/NK