19.05.2014
Ein vom Bundesgesundheitsministerium gefördertes Modellprojekt zeigt: Patienten, die von Schlaf- und Beruhigungsmitteln abhängig sind, schaffen mithilfe ihres Apothekers und Hausarztes den Entzug innerhalb weniger Wochen. Die Ergebnisse des Projekts wurden in Berlin von der Bundesapothekerkammer vorgestellt.
Rund die Hälfte der Patienten (46 Prozent) konnte nach Ablauf des Modellprojekts ganz auf Schlafmittel verzichten. Weitere 28 Prozent konnten die Dosis verringern. Das Ergebnis war zudem nachhaltig: Die meisten Patienten berichteten, nach drei Monaten keinen Rückfall erlitten zu haben, oder es war ihnen gelungen, die Dosis noch weiter zu reduzieren. Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer fasst zusammen: „Drei von vier teilnehmenden Patienten profitieren von der berufsgruppenübergreifenden Intervention unmittelbar.“
Schlafmittel werden oft jahrelang eingenommen, ohne dass sich die Patienten der Risiken bewusst sind. „Hier besteht Handlungsbedarf“, sagt Kiefer. „Apotheker können in Kooperation mit Hausärzten den Patienten den Weg aus der Abhängigkeit ebnen und so die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern.“ In dem Modellprojekt wurden insgesamt 102 Patienten im Durchschnittsalter von 71 Jahren von Apothekern in Abstimmung mit dem jeweiligen Hausarzt beraten. Es nahmen Apothekerinnen und Apotheker aus 46 wohnortnahen Apotheken und 63 Hausärzte teil.
Verschiedene rezeptpflichtige Schlafmittel werden unter dem Fachbegriff „Benzodiazepine“ zusammengefasst. Diese sind bei bestimmungsgemäßer Anwendung wirksame und sichere Medikamente. Bei längerfristiger Anwendung kommt es zur Gewöhnung. Dadurch steigt das Risiko für unerwünschte Wirkungen, z. B. Stürzen aufgrund der muskelerschlaffenden Wirkung sowie der verminderten Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit. Das Modellprojekt „Ambulanter Entzug Benzodiazepin-abhängiger Patienten in Zusammenarbeit von Apotheker und Hausarzt“ wurde getragen von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
BAK/RF