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09.12.2024
Paracetamol gehört zu den meistverkauften Schmerzmitteln in Deutschland. Millionen greifen bei Kopfschmerzen oder Fieber darauf zurück. Doch aktuelle Schlagzeilen über eine angeblich neu entdeckte Nebenwirkung verunsichern viele Verbraucher. Die gute Nachricht vorweg: Es gibt keinen Grund zur Panik.
Auf www.bild.de heißt es aktuell: „Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schreibt, dass Experten jetzt die metabolische Azidose als neue Nebenwirkung des Präparats gefunden haben.“ Klickt man auf den Link zum BfArM, ist dort aber überhaupt nicht die Rede von einer „neuen“ Nebenwirkung.
Vielmehr landet man auf einer Meldung zu den Ergebnissen des Pharmakovigilanz-Ausschusses (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur: Dieser hatte bereits Ende Oktober beschlossen, dass in Produktinformationen von Paracetamol-haltigen Arzneimitteln künftig auf das Risiko einer sogenannten HAGMA hingewiesen werden soll. Das ist bereits der Fall, allerdings bislang nur bei den Warnhinweisen und nicht mit dem Zusatz „aufgrund einer Pyroglutaminsäure-Azidose“. Dieser soll nun an den entsprechenden Stellen ergänzt werden. Zudem wird das Risiko einer HAGMA nun auch explizit unter dem Punkt Nebenwirkungen aufgeführt, mit Nennung der Häufigkeit als „nicht bekannt“. Was sich ändert, ist also lediglich die Art, wie die Information im Beipackzettel dargestellt wird.
Was ist HAGMA für eine Nebenwirkung?
Konkret geht es dabei um eine Art Übersäuerung des Bluts: HAGMA steht für „High Anion Gap Metabolic Acidosis“, zu Deutsch eine „metabolische Azidose mit vergrößerter Anionenlücke“. Sie kann durch eine zu hohe Säureproduktion des Körpers wie bei einer Ketoazidose, Lactatazidose oder Nierenversagen entstehen, aber auch durch eine Vergiftung mit Alkohol, Acetylsalicylsäure (ASS) oder 5-Oxoprolin.
Besonders gefährdet sind Menschen mit schweren Grunderkrankungen wie einer Nierenfunktionsstörung oder Patienten, die gleichzeitig das Antibiotikum Flucloxacillin einnehmen. Dieser Warnhinweis im Beipackzettel wird ebenfalls entsprechend angepasst.
Anzeichen und Behandlung einer Azidose
Eine Azidose kann sich durch Atemschwierigkeiten, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen äußern. Bei Verdacht auf HAGMA wird ein sofortiges Absetzen von Paracetamol und eine engmaschige Überwachung empfohlen. Die Therapie einer metabolischen Azidose richtet sich möglichst gegen die auslösende Ursache, in diesem Fall die Paracetamol-Einnahme, in anderen Fällen beispielsweise eine Überzuckerung. Bei schweren Azidosen wird versucht, den Blut-pH mit Natriumhydrogencarbonat oder Trometamol auszugleichen.