27.02.2020
Experimente an Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zeigen, dass Hinsehen das Fühlen beeinflusst: Wenn sich die Betroffenen für kurze Zeit in Echtzeit ein Video ihres Rückens anschauten, dann besserten sich die Schmerzen, und manuelle Therapien oder Massagen waren wirkungsvoller.
Ein Team der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum der Ruhr-Universität Bochum hat festgestellt, dass Rückenschmerzen sich veränderten, wenn die Patienten ihren Rücken betrachten konnten: Die Testpersonen ordneten ihre Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 deutlich weiter unten ein. „Wir konnten zeigen, dass das alleinige Betrachten des Echtzeitvideos des eigenen Rückens nach einer Minute die Intensität des Schmerzes bei Patientinnen und Patienten mit chronischem Rückenschmerz senkt“, sagte Prof. Dr. Martin Diers, Leiter des Teams.
Fotos haben nicht denselben Effekt
In anderen Tests verwendeten die Forscher schmerzhafte Druckreize am Rücken, und auch hier empfanden die Studienteilnehmer weniger Schmerzen, wenn sie dem Geschehen zusehen konnten. Videos vom Rücken anderer Patienten, unbewegte Bilder oder neutrale Abbildungen hatten hingegen keine schmerzlindernde Wirkung.
Die Forscher erklären den Effekt damit, dass Schmerzen, die von der Haut wahrgenommen werden, nur relativ ungenau lokalisiert werden können. Wenn das Sehen hinzukommt, kann der Schmerz räumlich wesentlich besser eingegrenzt werden. Das wirkte sich auch auf Behandlungserfolge aus: „Wir konnten so zeigen, dass zum Beispiel eine Massage deutlich wirksamer war, wenn die Patienten dabei zuschauen konnten“, sagte Diers.
ZOU