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17.08.2022
Schon leichte körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf das Gehirn aus. Das zeigten Wissenschaftler des Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) um Dr. Dr. Ahmad Aziz. Bestimmte Bereiche des Gehirns sind demnach bei körperlich aktiven Personen größer als bei Personen, die weniger aktiv sind, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Neurology.
„Wir konnten zeigen, dass sich körperliche Aktivität in nahezu allen untersuchten Hirnregionen deutlich bemerkbar machte. Prinzipiell kann man sagen: Je höher und intensiver die körperliche Aktivität, umso größer waren die Hirnregionen, entweder in Bezug auf das Volumen oder auf die Dicke des Kortex“, fasst Neurowissenschaftlerin und Erstautorin Fabienne Fox die Forschungsergebnisse zusammen. „Das haben wir unter anderem beim Hippocampus beobachtet, der als Schaltzentrale des Gedächtnisses gilt. Größere Hirnvolumina bieten einen besseren Schutz vor Neurodegeneration als kleinere.“
Ältere Menschen profitieren besonders
Die größte, geradezu sprunghafte Volumenzunahme machte das Forschungsteam beim Vergleich zwischen nicht aktiven und nur leicht körperlich aktiven Studienteilnehmenden aus – das zeigte sich vor allem bei älteren Menschen über 70 Jahren. „Das ist grundsätzlich eine sehr gute Nachricht – insbesondere für Bewegungsmuffel“, sagt Studienleiter Aziz. „Unsere Studienergebnisse weisen darauf hin, dass schon kleine Verhaltensänderungen, wie etwa 15 Minuten am Tag Spazierengehen oder die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen, eine erhebliche positive Wirkung auf das Gehirn haben.“ Auf diese Weise könnten ältere Menschen mit einfachen Maßnahmen möglicherweise einem altersbedingten Verlust an Hirnsubstanz und der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz entgegenwirken. „Wir möchten mit unseren Ergebnissen einen weiteren Anstoß geben, körperlich aktiver zu werden – um die Gesundheit des Gehirns zu fördern und neurodegenerativen Erkrankungen vorzubeugen“, sagt Fox. „Selbst bescheidene körperliche Aktivität kann helfen. Es ist also nur ein kleiner Aufwand – aber mit großer Wirkung.“
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler Daten zur körperlichen Aktivität von 2.550 Teilnehmern der Bonner „Rheinland Studie“ im Alter zwischen 30 und 94 Jahren sowie Aufnahmen des Gehirns, die mittels Magnetresonanztomografie (MRT) erstellt wurden. Für eine Stichprobe der körperlichen Aktivität trugen die Studienteilnehmenden für sieben Tage einen Beschleunigungssensor am Oberschenkel.
Quelle: DOI 10.1212/WNL.0000000000200884