07.09.2015
Eine kurvenreiche Gebirgsstraße, das Auf und Ab bei Wellengang oder die Fahrt mit einer Achterbahn verursachen bei vielen Menschen Schwindel und Übelkeit. Für all jene gibt es jetzt eine gut Nachricht: Eine neue Behandlungsmethode könnte bald die Reise- oder Seekrankheit in Schach halten, und das ohne Nebenwirkungen.
Obwohl die Ursache der Reisekrankheit noch immer ein Rätsel ist, gehen viele Forscher davon aus, dass sie entsteht, weil das Gehirn sich widersprechende Signale von Auge und Ohr erhält, während man sich bewegt. In einer aktuellen Studie unter Leitung von Dr. Qadeer Arshad vom Imperial College London zeigte sich nun, dass ein leichter elektrischer Strom, der zehn Minuten auf die Kopfhaut einwirkt, Reaktionen in einem Hirnareal dämpfen kann, das für die Verarbeitung von Bewegungssignalen zuständig ist. Dies verringere den Einfluss widersprüchlicher Signale auf das Gehirn und verhindere, dass es zu Symptomen der Reisekrankheit komme, schreiben die Mediziner im Fachblatt Neurology. Für die Studie hatten die Wissenschaftler Freiwillige auf einen rotierenden Stuhl platziert, der die Bewegung von Schiffen oder einer Achterbahnfahrt simulierte. Waren die Studienteilnehmer zuvor zehn Minuten mit dem leichten Strom behandelt worden, wurde ihnen weniger schlecht und sie erholten sich schneller.
Den Forschern zufolge könnte ein entsprechendes Gerät bereits in fünf bis zehn Jahren für jedermann erhältlich sein. Es könnte möglicherweise einem Gerät ähneln, das Schmerzpatienten für die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) benutzen, so die Wissenschaftler. Vielleicht sei es auch möglich, es in ein Mobiltelefon zu integrieren, das dann kleine Menge an Elektrizität über den Kopfhöreranschluss vermittle. In jedem Fall müssten aber vor einer Reise kleine Elektroden auf der Kopfhaut angebracht werden. Zwar gebe es durchaus schon jetzt Medikamente, die gegen Reiseübelkeit wirkten, so die Forscher. Diese machten jedoch häufig benommen und müde, was nicht jeder mag und sich auch nicht jeder leisten kann. Letzteres gilt zum Beispiel für all jene, die auf einem Schiff arbeiten.
HH