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25.10.2023
Bei vielen Menschen, die noch Wochen und Monate an Covid-Symptomen leiden, haben Mediziner erniedrigte Serotoninspiegel im Blut gefunden. Dies kann zu Störungen neurovegetativer Funktionen führen und somit einige der Kernsymptome von Long Covid erklären, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Untersuchungen an Mäusen, die mit SARS-CoV-2-infiziert wurden, haben gezeigt, dass die Infektion mit einer erniedrigten Serotoninkonzentration im Blut einhergeht. Anschließend analysierten die US-Forscher Daten von insgesamt 1.540 Patienten mit Long Covid und kamen zu dem Ergebnis, dass es auch bei ihnen zu einer erniedrigten Serotoninkonzentration im Blut kommen kann. Allerdings war der Grad der Serotoninreduktion unterschiedlich stark ausgeprägt und bei einigen Patienten gar nicht nachweisbar. Insgesamt aber schlussfolgerte das Autorenteam, dass eine akute Covid-19-Erkrankung häufig zu einer Erniedrigung des Serotoninspiegels führt, die bei schwerem Long Covid anhält. Die Studienergebnisse sind im Fachmagazin Cell veröffentlicht.
Der Serotoninmangel beeinträchtigt die Signalübertragung des Vagusnervs und damit die Aktivität des vegetativen Nervensystems sowie auch Funktionen des Hippocampus, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär und Pressesprecher der DGN. Dies liefere einen neuen möglichen Erklärungsansatz für viele Long-Covid-Beschwerden, der aber weiter erforscht werden müsse. Bestätigen sich die Ergebnisse, könnten sie dem Experten zufolge auch jenseits von SARS-COV-2 bedeutsam sein: Verringerte Serotoninspiegel seien nicht Covid-19-spezifisch, sondern auch von anderen viralen Erkrankungen bekannt, die ebenfalls postvirale Syndrome auslösen können, wie beispielsweise dem Dengue-Fieber.
Quelle: DOI 10.1016/j.cell.2023.09.013
Quelle: DOI 10.1016/j.cell.2023.09.013