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Beuteltier statt Hase: Osterbräuche aus aller Welt

29.03.2018

Andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch zu Ostern. Vom nassen Montag in Polen über Osterhexen in Schweden bis zu einem Beuteltier, das in Australien die Eier versteckt.

Kinder lieben Ostern! Ob es am Hasen oder an den Schoko-Eiern liegt?
Kinder lieben Ostern! Ob es am Hasen oder an den Schoko-Eiern liegt?
© famveldman - Fotolia.com

Es war der Ostermontag 1993. In dieser Zeit habe ich als Praktikant beim Polnischen Rundfunk in Warschau gearbeitet. Ich genoss das zauberhafte Frühlingswetter an diesem Feiertag, flanierte über die Prachtstraße Krakowskie Przedmiescie im Zentrum und dachte darüber nach, ob ich lieber einen Kaffee trinken oder ein Eis essen wollte. Plötzlich stürmte eine Gruppe Teenager an mir vorbei. Eine junge Frau spritzte mich mit Wasser nass und die Gruppe rannte lachend weiter. Als ich einen Tag später die Geschichte in der Redaktion erzählte, sah mich meine Kollegin Kascha grinsend an. „Damit musst Du zu Ostern wirklich rechnen!“

Eimer und Wasserpistolen

Kaum verwunderlich, dass die Polen den Ostermontag auch den nassen Montag nennen. Bereits seit Jahrhunderten pflegt man links und rechts der Weichsel diesen Smigus Dyngus genannten Brauch. „Schon im Mittelalter drangen Männer frühmorgens in die Häuser der schönsten Frauen ein und begossen die Auserwählte mit Wasser“, erklärt mir Kascha. Ein solches Lob tröstet schon mal über die durchnässte Kleidung hinweg. Heutzutage fechtet man die Wasserschlacht mit Eimern, Wasserpistolen und Wasserbomben auf der Straße aus. „Und es ist doch ein wunderbares Zeichen der Emanzipation, dass Dich eine Frau nass gespritzt hat“, schmunzelte Kascha.

Einen ähnlichen Brauch gibt es übrigens in Ungarn – nur müssen die Männer dort die Dame ihres Herzens erst mit einem Gedicht um Erlaubnis fragen. In Bulgarien darf man sich dagegen statt vor Wasser vor Eiern in Acht nehmen. Nach der Messe am Ostersonntag beginnt eine wilde Schlacht, bei der man Familienmitglieder mit Ostereiern bewirft. Wessen Ei dabei unbeschädigt bleibt, dem soll im kommenden Jahr besonders viel Erfolg vergönnt sein. In Teilen von Kroatien greift man dagegen in den Kleiderschrank. Denn zu Ostern trägt man neue Textilien traditionell das erste Mal.

Scherzbriefe aus Dänemark

Bleiben wir im östlichen Europa. In Lettland bringt es Glück, sich zu Ostern das Gesicht in einem Bach zu waschen. Derart erfrischt, fällt der nächste Brauch nicht schwer: Osterschaukeln. Wer sich so bewegt, bleibt im Sommer vor Mücken verschont, dem Vieh geht es gut und das Getreide wächst prächtig. Aber natürlich nur, wenn man die Schaukel anschließend verbrennt. Ansonsten treiben böse Hexen ihr Unwesen.

In Dänemark basteln die Kinder bereits seit vielen hundert Jahren einen gækkebrev, was sich mit „Scherzbrief“ übersetzen lässt. Sie bemalen ihn aufwändig oder schneiden ihn kunstvoll aus. In die Mitte schreiben sie einen klein Vers, den sie statt mit Namen mit mehreren Punkten signieren. Die vermeintlich ahnungslosen Eltern erraten „natürlich nicht“, von wem der Brief stammt und schenken dem Absender dafür eine Ostersüßigkeit.

Hexen vor der Haustür

Den schwedischen Osterbrauch kennt mancher vielleicht aus dem Buch „Natürlich ist Lotta ein fröhliches Kind“ von Astrid Lindgren. Darin verkleidet sich Lotta mit ihren Geschwistern Mia-Maria und Jonas an Gründonnerstag als Osterhexen. Sie singen bei den Nachbarn etwas vor, um Süßigkeiten zu bekommen. Zudem versteckt in Schweden nicht der Osterhase, sondern das Osterküken die Eier. Abenteuerlicher sieht es in Australien aus. Dort haben Kaninchen und Hasen keinen guten Ruf, da sie die heimische Tierwelt verdrängen. Hier bringt der Bilby, ein Beuteltier, die Eier. Und er sieht mindestens genauso süß wie Meister Lampe aus.

Übrigens hatte ich in Polen noch Glück gehabt. In feinen Kreisen gilt es als besonders schick, sich statt mit Wasser mit Parfum zu bespritzen. Allein die Vorstellung, wenn ich statt dem natürlichen Nass die gleiche Menge Duftwasser abbekommen hätte! „Aber dann hättest Du heute wenigstens besonders gut gerochen“, meinte meine Kollegin Kascha, bevor wir Ostern Ostern sein ließen und die nächste Radiosendung geplant hatten.

Peter Erik Felzer

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