20.11.2012
"Wer im amerikanischen Fernsehen stirbt, ist schöner tot", sagt Tina Weber von der Technischen Universität Berlin. Die Soziologin hatte in ihrer Forschungsarbeit 13 US-Fernsehserien daraufhin analysiert, wie dort der Tod in Szene gesetzt wird. Die Toten haben demnach eines gemeinsam: Sie sind jung, athletisch und gut aussehend. Zum Sterben schöne Leichen eben, wie es sie im wahren Leben fast nie gibt.
Damit unterscheiden sich US-amerikanischen Serien wie "Six Feet Under", "Dexter", "Dead like me" oder "CSI Las Vegas" deutlich von der deutschen Krimikultur. Eine Bildanalyse der "Tatort"-Folgen seit den 1970er Jahren aus einem anderen Projekt hatte gezeigt, dass im deutschen Fernsehen über Jahrzehnte eine realitätsnahes Bild von Leichen gezeigt wurde – von jüngeren wie älteren, nackte Leichen, Schmutz und Blut. Autopsien wurden jedoch nicht nachgestellt. Ganz anders im US-amerikanischen Fernsehen. Dem Zuschauer werde hier meist ein steriles, ästhetisches Bild vom Tod geliefert, so Weber. "Die Leiche wird auf einer sauberen glänzenden Bahre, in einer penibel aufgeräumten Pathologie als schöner, junger, gut gebauter toter Körper in blauem Licht friedlich schlafend inszeniert", so die Soziologin. Ein Trend, der mittlerweile auch beim "Tatort" Einzug gehalten habe.
Warum Tote im US-Fernsehen so und nicht anders dargestellt werden, kann der Wissenschaftlerin zufolge verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel den dort üblichen Bestattungsritus: In den Vereinigten Staaten sei es üblich, Verstorbene nach dem Tod einzubalsamieren, schön herzurichten und anschließend aufzubahren. Darüber hinaus spiegelten die Fernsehserien den Zwang wider, immer und überall fit, jugendlich und makellos zu wirken. Nicht zuletzt sollen die schönen Bilder aber vielleicht auch den Gedanken an den Tod erträglicher machen, so ihre Vermutung.
hh