18.08.2016
Es gibt Medikamente, die wegen ihrer Darreichungsform nicht ganz einfach anzuwenden sind. Wenn es etwa darum geht, sich selbst Insulin zu spritzen, eine Tablette exakt zu teilen oder einen Inhalator zu verwenden, ist besonders intensive Beratung in der Apotheke gefragt. Im Jahr 2015 gaben die Apotheken rund 200 Millionen solcher beratungsintensiven Arzneimittel ab. Dies ermittelte das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) mit Rezeptdaten von Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Das entspreche rund 31 Prozent aller abgegebenen Arzneimittel, wie die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. in einer Pressemeldung mitteilt. Im Vergleich zum Jahr 2014 nahm die Zahl aller abgegebenen Arzneimittel um 2,3 Prozent und die der beratungsbedürftigen Darreichungsformen etwas stärker um 2,8 Prozent zu. „Viele Medikamente sind komplizierter anzuwenden als allgemein angenommen. Eine Tablette unzerkaut zu schlucken ist vergleichsweise einfach. Schwieriger ist es, sich selbst Insulin zu spritzen oder mit einem Pulverinhalator richtig zu inhalieren“, sagt Dr. Andreas Kiefer, Vorstandsvorsitzender des DAPI und Präsident der Bundesapothekerkammer. Werden Arzneimittel falsch angewendet, bemerken Patienten dies selbst meist nicht. Allerdings kann das die Wirksamkeit eines Präparats verändern oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Deswegen kann sich jeder Patient in der Apotheke die richtige Anwendung seiner Medikamente zeigen oder erklären lassen, so Kiefer.
Der größte Anteil der beratungsintensiven Darreichungsformen entfiel auf Medikamente, die ohne spezielle Rücksprache nicht geteilt werden dürfen (88 Millionen Packungen). Kiefer: „Apotheker beraten zur Teilbarkeit, weil wir aus Studien wissen, dass Patienten rund ein Viertel aller Tabletten vor der Einnahme teilen.“ Auf Platz zwei und drei der beratungsbedürftigen Darreichungsformen folgten Injektion oder Infusion (30 Millionen Packungen) und Medikamente zur Inhalation (20 Millionen Packungen). Weitere erfasste Darreichungsformen waren Medikamente zur Anwendung am Auge, in der Nase, in der Vagina oder im After. Apotheker erklären auch die Zubereitung von Medikamenten wie Trockensäften oder beraten zur korrekten Anwendung von festen Darreichungsformen, die nicht einfach geschluckt werden können. Ein Beispiel für diese Arzneiformen sind Buccaltabletten, die sich langsam in der Mundhöhle auflösen sollen.
ABDA