Dr. Karen Zoufal
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19.07.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Interleukin-6-Rezeptorblocker in ihre Behandlungsleitlinie für Covid-19 aufgenommen. Diese Biologika können bei schwer erkrankten Patienten lebensrettend sein, insbesondere in Kombination mit entzündungshemmenden Kortikosteroiden. Für viele Länder, die die Medikamente am dringendsten brauchen, sind sie jedoch unerschwinglich. Die WHO fordert die Hersteller deshalb auf, den Zugang schnell zu verbessern.
Interleukin-6-Rezeptorblocker verringerten die Sterblichkeit im Vergleich zur üblichen Behandlung um 13 Prozent. Das bedeutet, dass von tausend Patienten 15 weniger sterben, und von tausend schwer Erkrankten 28 weniger. Eine mechanische Beatmung war mit diesen Medikamenten zu 28 Prozent seltener erforderlich. Damit sind Interleukin-6-Rezeptorblocker seit der Empfehlung von Kortikosteroiden im September 2020 die ersten Medikamente, die sich als wirksam gegen Covid-19 erwiesen haben und nun von der WHO empfohlen wurden.
„Diese Medikamente bieten Patienten und Familien, die unter den Auswirkungen einer schweren und kritischen COVID-19-Erkrankung leiden, Hoffnung. Aber IL-6-Rezeptorblocker sind für die Mehrheit der Welt unerschwinglich. Die ungerechte Verteilung von Impfstoffen führt dazu, dass Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen am anfälligsten für schwere Formen von Covid-19 sind. Daher besteht der größte Bedarf an diesen Medikamenten in Ländern, die derzeit den geringsten Zugang haben. Das müssen wir dringend ändern“, sagte der WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er forderte die Hersteller auf, die Preise zu senken und Lieferungen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereitzustellen, insbesondere dort, wo Covid-19 zunimmt.
Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt sind, leiden häufig an einer Überreaktion des Immunsystems, die für die Patienten kritisch werden kann. Die Interleukin-6-Rezeptorblocker Tocilizumab und Sarilumab unterdrücken diese Überreaktion. Besonders wirksam ist dies, wenn sie zusammen mit entzündungshemmenden Kortikosteroiden („Kortison“) eingesetzt werden.