22.03.2019
Impfgegner verbreiten ihre Überzeugungen wirksam in sozialen Medien und finden dort ein breites Publikum. Eine Analyse solcher Kommentare auf Facebook zeigt, um welche Ängste und Themen es den Impfgegnern geht. Forscher der Graduate School of Public Health in Pittsburgh haben vier Themenbereiche ausgemacht, die verschiedene Zielgruppen ansprechen.
2017 veröffentlichte eine Kinderarztpraxis aus Pittsburgh ein Video auf seiner Facebook-Seite, das zur Impfung gegen HPV anregen sollte, um Krebserkrankungen zu vermeiden. Etwa einen Monat später wurde das Video binnen acht Tagen tausendfach von Impfgegnern kommentiert und angegriffen. Das Forscherteam um Prof. Elizabeth Felter analysierte die Postings und Profile von 197 Kommentatoren und stellte fest, dass die Mehrheit von ihnen Mütter waren. Sie ließen sich vier Untergruppen zuordnen:
- Mangelndes Vertrauen: Personen in dieser Gruppe äußerten Bedenken gegenüber der Wissenschaft und fühlten sich in ihrer persönlichen Freiheit beeinträchtigt;
- Alternativen: Sie sahen die Chemikalien in Impfstoffen kritisch und propagierten z. B. homöopathische Arzneimittel anstelle von Impfungen. Anhänger dieser Gruppe glaubten etwa, dass Joghurt gegen HPV-Infektionen wirke;
- Mangelnde Sicherheit: Bei ihnen standen die wahrgenommenen Risiken im Mittelpunkt;
- Verschwörung: Anhänger dieser Gruppe waren der Meinung, dass Regierung, Behörden und andere Stellen Informationen verbergen oder falsch verbreiten. Einige Vertreter betrachteten es als „Tatsache“, dass das Poliovirus nicht existiere.
Dr. Todd Wolynn, Geschäftsführer der Praxis und Mitautor der Forschungsarbeit, sagte: „Wir konzentrieren uns darauf, Kinder gesund zu erhalten und Krankheiten zu verhindern, wann immer dies möglich ist. Im Zeitalter der Social-Media-Desinformation sind evidenzbasierte Empfehlungen von einem vertrauenswürdigen Gesundheitsdienstleister wichtiger denn je.“
Impfstoffe gelten als eine der größten Errungenschaften der Medizin und haben mehr als 100 Millionen Fälle schwerer ansteckender Krankheiten im Kindesalter verhindert. In den USA erhalten jedoch nur 70 Prozent der Kinder zwischen 19 und 35 Monaten alle empfohlenen Impfungen, und es sind im vergangenen Jahr Hunderte von Kindern an Masern erkrankt, obwohl die Krankheit dort vor zwei Jahrzehnten aufgrund hoher Impfraten als ausgerottet galt.
ZOU