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05.05.2022
Ist die sogenannte Beinachse nach innen geneigt, hat man X-Beine. Ist sie nach außen gewölbt, O-Beine. Beides ist zwar nicht ungewöhnlich und auch nicht ungesund, aber in beiden Fällen wird der Druck, der auf den Kniegelenken lastet, übermäßig stark nach innen (O-Beine) oder außen (X-Beine) abgeleitet.
Die Korrektur einer Fehlstellung des Kniegelenks kann dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und dem Knorpel, in diesem Falle dem Meniskus, seine stoßdämpfende Funktion zurückzugeben. Das hat das Forschungsteam um Prof. Dr. Henning Madry vom Institut für Experimentelle Orthopädie und Arthroseforschung in Homburg sowohl in Tierversuchen als auch in einer Fallstudie am Menschen gezeigt.
Zunächst hat das Team bei Schafen genau untersucht, welche Knorpelschäden bei Überlastung durch bestimmte Fehlstellungen entstehen. Indem sie diese korrigierten, normalisierte sich der Knorpel der Tiere. Auf diese Weise fanden sie heraus, welche Korrekturen die besten Erfolgschancen hatten, um die übermäßige Belastung des Knorpels bei Menschen mit O-Beinen zu reduzieren.
Die wichtigste Erkenntnis aus der Studie lautet Madry zufolge, dass die Neigung der Beinachse ein entscheidendes Element ist für den Schweregrad der Arthrose ist: „O-Beine sind viel riskanter für die letztendliche Entstehung einer Arthrose nach Innenmeniskusschädigung als X-Beine“, lautet sein Fazit.
Obwohl man Gelenkfehlstellungen schon lange mit dem Auftreten von Arthrose in Verbindung gebracht hat, fehlten bisher wissenschaftliche Beweise für diesen Zusammenhang. Insbesondere für gängige Therapieverfahren dürften diese Erkenntnisse von großer Bedeutung sein, denn die operative Korrektur der Gelenkfehlstellung konkurriert mit einer Knieendoprothese. Diese müsse jedoch laut Madry bei vielen Patienten nach etwa zehn Jahren ausgetauscht werden.
Quelle: DOI 10.1126/scitranslmed.abn0179