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02.11.2021
Zink hat bei Infekten gleich eine doppelte Wirkung: Zum einen stärkt das Spurenelement das Immunsystem und schützt vor einer Ansteckung, zum anderen hilft es auch dabei, eine Erkältung schneller zu überwinden. Das zeigt eine aktuelle Metaanalyse. Welche Darreichungsform oder Dosierung dafür am sinnvollsten sind, ist aber noch unklar.
Verglichen mit Placebo haben Zink-Lutschtabletten oder -Nasenspray fünf von 100 Atemwegserkrankungen pro Monat verhindert. Wenn bereits erkrankte Personen Zink entweder als Spray oder in flüssiger Form eingenommen hatten, besserten sich die Symptome zwei Tage schneller als bei Erkälteten, die nur ein Placebo bekamen. Vor allem in der ersten Woche einer Atemwegserkrankung zahlte sich die Einnahme von Zink aus: Bei diesen Teilnehmern war eine Erholung doppelt so wahrscheinlich wie bei denjenigen in der Placebogruppe. Zwar waren auch Nebenwirkungen wie Übelkeit und Reizung von Mund/Nase unter Zink-Anwendung 40 Prozent häufiger als unter Placebo, es wurden jedoch keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet. Ihre Ergebnisse haben die Forscher um Professor Dr. Jennifer Hunter von der Western Sydney University in Penrith, Australien, im Fachjournal „BMJ open“ veröffentlicht.
Negativ schlägt zudem zu Buche, dass über die Wirksamkeit verschiedener Formulierungen und Dosierungen keine Aussage möglich ist und sich die Studien in Qualität, Größe und Design stark voneinander unterschieden. Für die Analyse hatten die Wissenschaftler 28 klinische Studien mit 5.446 erwachsenen Teilnehmern zur Wirkung von Zink bei Atemwegserkrankungen wie einer Erkältung, Grippe, Sinusitis, Lungenentzündung und Covid-19 zusammengetragen. Zink kam dabei in Form von Lutschtabletten, Nasenspray und Gel zum Einsatz; die verwendeten Salze waren das Acetat und das Gluconat. Abhängig von der Darreichungsform und der Verwendung entweder zur Prophylaxe oder als Therapie schwankte die Dosis stark.
Letztlich ziehen die Forscher das Fazit, dass Zink dennoch eine brauchbare Alternative zur Selbstmedikation bei Atemwegserkrankungen sei. Ärzte könnten Zink zudem bei Patienten einsetzen, denen sehr an einer schnellen Genesung gelegen ist und die sonst eine unnötige Antibiotika-Verordnung einfordern könnten. Sowohl Ärzte als auch Patienten müssten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass nach wie vor große Unsicherheiten bestünden, unter anderem was die Wirksamkeit verschiedener Formulierungen, Dosierungen und Administrationswege angehe. Wünschenswert sei auch weitere Forschung zur genauen Wirkweise von Zink bei Atemwegserkrankungen.
DOI: 10.1136/bmjopen-2020-047474