27.08.2015
Zitronensaft könnte sich als Desinfektionsmittel gegen die Erreger schwerer Magen-Darm-Infekte eigenen: Forscher haben herausgefunden, dass die Säure an die hochansteckenden Noroviren bindet und sie so daran hindert, menschliche Zellen zu infizieren.
Die Viruspartikel verändern durch die Bindung an Citrat ihre Gestalt. Mit einer Röntgenstrukturanalyse fanden Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg heraus, dass das Citrat – aus Zitronensaft oder aus Citrat-haltigen Desinfektionsmitteln – genau an die Stelle bindet, mit der das Virus beim Infektionsvorgang mit den Körperzellen in Kontakt tritt. Bereits während einer früheren Forschungsarbeit an den National Institutes of Health in den USA hatte Arbeitsgruppenleiter Dr. Grant Hansmann entdeckt, dass Citrat aus dem Chemikalienhandel an die Kapselproteine von Noroviren binden kann. Für ihre Versuche verwendeten die Forscher nun keine intakten Erreger, sondern leeren Virus-Proteinkapseln. Diese besitzen die gleichen Oberflächeneigenschaften wie echte Viren.
Das Norovirus ist extrem ansteckend und wird fäkal-oral übertragen, also über Hände oder verunreinigte Lebensmittel. „Daher ist es wichtig, ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel zur Verfügung zu haben“, so Hansman. Hinter heftigen, plötzlich einsetzenden Magen-Darm-Beschwerden stecken häufig Erreger aus der Familie der Noroviren. Sie sind die überwiegende Ursache von Gastroenteritis-Ausbrüchen in Krankenhäusern oder Schulen oder etwa auf Kreuzfahrtschiffen. Hansmann schätzt, dass der Saft einer Zitrone ausreichen könnte, um etwa die Hände zu desinfizieren. „Vielleicht sind ja die paar Tropfen Zitronensaft, die man üblicherweise auf eine Auster träufelt, ein guter Infektionsschutz.“ Mit seinen Mitarbeitern will er nun untersuchen, ob Zitronensäure auch bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion die Symptome lindern kann.
com/PZ