04.05.2017
Deutsche Ärzte verschreiben zu häufig kritische Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone, die normalerweise nur bei schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Erkrankungen zum Einsatz kommen sollten. Das hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in einer Analyse festgestellt.
Das Institut prüfte, wie häufig Mediziner Fluorchinolone verordneten. Diese Medikamente können schwere Nebenwirkungen wie Sehnenrisse, Depressionen und Angstzustände auslösen und durchlaufen daher aktuell eine neue Risikobewertung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). In Deutschland stellten sie 2015 jedoch die am vierthäufigsten verordnete Antibiotika-Gruppe dar, bemängelt das WIdO. Knapp 1,9 Millionen Packungen mit diesen Medikamenten seien in diesem Zeitraum abgegeben worden. Das seien16 Prozent aller Antibiotika-Verordnungen. Besonders häufig verschrieben Ärzte Ciprofloxacin.
Mehr als 70 Prozent der Fluorchinolone seien 2015 von Hausärzten verordnet worden, stellten die Mitarbeiter des WIdO fest. Dies zeige, dass die Medikamente durchaus nicht nur bei lebensbedrohlichen Krankheiten zum Einsatz kommen, sondern auch bei Bagatellerkrankungen wie Bronchitis, Sinusitis und unkomplizierten Harnwegsinfekten. Um Resistenzen vorzubeugen und Patienten vor unnötigen Nebenwirkungen zu schützen, sollten Mediziner Fluorchinolone künftig zurückhaltender einsetzen, forderte Schröder. Bei vielen Indikationen könnten sie stattdessen ältere, langjährig erprobte Substanzen verschreiben. Es müsse sich herumsprechen, dass Antibiotika mit der Endung -floxacin nicht unkritisch sind. Über ihre Gefahren und Alternativen müssten sowohl Ärzte als auch Patienten besser Bescheid wissen.
ap/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK