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Affenpocken: Die wichtigsten Infos im Überblick

Pharmazeutin Hannah Lenz  |  31.05.2022

Seit Anfang Mai steht neben dem Coronavirus SARS-CoV-2 eine weitere Viruserkrankung im Fokus der Öffentlichkeit: die Affenpocken. Mittlerweile gibt es in Deutschland und weiteren Ländern über 250 Infektionen. Wie gefährlich ist die Erkrankung, wie kann man sich anstecken und welche Symptome verursacht sie? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Erschöpfter Mann schaut auf Fieberthermometer.
Vor dem typischen Hautausschlag äußern sich Affenpocken mit Erschöpfung, Kopfschmerzen und Fieber.
© iStock.com/tommaso79

Was sind Affenpocken?

Affenpocken sind eine seltene durch Viren übertragene Erkrankung. Das Virus ist verwandt mit dem klassischen Pockenvirus (Variola), es ist aber wesentlich weniger ansteckend und verursacht mildere Krankheitsverläufe. Der Name kommt daher, dass das Virus 1958 als erstes an Affen festgestellt wurde. Später stellte sich heraus, dass der Affe – genau wie der Mensch – nur ein sogenannter Fehlwirt ist. Hauptsächlich befällt das Virus Nagetiere, verbreitet ist es vor allem in West- und Zentralafrika.

Welche Symptome verursachen die Affenpocken?

Kopf- und Muskelschmerzen, Fieber und Lymphknotenschwellungen sind die ersten Anzeichen der Erkrankung. Diese Symptome verspüren die meisten Infizierten etwa ein bis drei Wochen nach dem Viruskontakt. Einige Tage später bekommen Betroffene rote Hautausschläge. Es bilden sich juckende, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Diese verkrusten später. Bei schweren Verläufen können Pockennarben zurückbleiben. Die Krankheit ist selbstlimitierend, das bedeutet, sie heilt in der Regel ohne Behandlung innerhalb weniger Wochen aus.

Wie werden Affenpocken übertragen?

Infizierte Tiere können Affenpocken bei engem Kontakt auf den Menschen übertragen. Fachleute sprechen von einer sogenannten Zoonose. Auch wenn es der Name vermuten lässt, sind Affen nicht die Hauptüberträger, sondern afrikanische Nagetiere. Menschen können sich anstecken, wenn sie von infizierten Tieren gebissen werden oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch essen. Die meisten gemeldeten Fälle sind bislang in der Demokratischen Republik Kongo aufgetreten, aber auch in anderen west- und zentralafrikanischen Staaten kommt es gelegentlich zu Ansteckungen.

Ungewöhnlich am derzeitigen Infektionsgeschehen ist laut Robert Koch-Institut (RKI), dass derzeit Übertragungen zwischen Menschen stattfinden, die sich nicht in Afrika aufgehalten haben. Die aktuellen Ausbrüche finden aktuell vor allem, aber nicht ausschließlich, bei Männern statt, die Sex mit Männern hatten. Anstecken kann sich aber jeder, der engen körperlichen Kontakt mit einer ansteckenden Person hat. Denn bei engem Hautkontakt kann das hochinfektiöse Sekret der Pockenbläschen das Virus übertragen. Nach Ausheilung der Pusteln ist keine Ansteckung mehr möglich. Insgesamt sind Affenpocken jedoch schwer übertragbar. Tröpfcheninfektionen sind möglich, aber sehr viel seltener als etwa beim CoronavirusSARS-CoV-2.

Wie lange sind Infizierte ansteckend?

Ab den ersten Symptomen bis zum Ausheilen der Pusteln sind Erkrankte infektiös. Daher empfiehlt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine Isolation von Infizierten und engen Kontaktpersonen von 21 Tagen.

Sind Affenpocken gefährlich?

Affenpocken verlaufen deutlich milder als die Menschenpocken. Diese sind inzwischen durch Impfungen ausgerottet. Bei Kindern oder Immunsupprimierten können Affenpocken aber gefährlich werden. In Studien lag die Sterblichkeit bei etwa 3,6 Prozent. Die meisten Erkrankten erholen sich aber innerhalb von zwei bis vier Wochen.

Derzeit befindet sich die westafrikanische Variante im Umlauf. Sie verläuft milder als die zentralafrikanische Variante der Affenpocken. Das RKI rechnet mit weiteren Infektionen, insgesamt werde der Ausbruch aber begrenzt bleiben. Für die Gesamtbevölkerung bestehe nur ein geringes Risiko.

Gibt es Medikamente gegen die Erkrankung?

In der Regel heilen die Affenpocken von selbst aus. Unterstützend können Medikamente gegen Fieber oder Schmerzen eingenommen werden. Ziel ist ebenfalls, eine zusätzliche Infektion der Pusteln mit Bakterien zu verhindern. Seit Anfang 2022 ist zur Behandlung von Pocken und Affenpocken der Arzneistoff Tecovirimat zugelassen. Er hemmt die Ausbildung der Virushülle und die Virusverbreitung in andere Körperzellen.

Wie können Ansteckungen verhindert werden?

Gut ist, dass Ärzte und Gesundheitsämter die Krankheit verstärkt im Blick haben. Dadurch werden Erkrankungen frühzeitig bemerkt und Infektionsketten gestoppt. Die Quarantäne der Erkrankten und ihrer engen Kontaktpersonen ist eine wichtige Maßnahme.

Gibt es eine wirksame Impfung?

Die Viren der Affenpocken und humanen Pocken sind eng miteinander verwandt. Daher die gute Nachricht: Eine Impfung gegen die humanen Pocken schützt in 85 Prozent der Fälle vor den Affenpocken, so die WHO. Allerdings wurde in Deutschland nur bis 1982 geimpft.

Als Reaktion auf die aktuellen Ausbrüche hat Deutschland daher 40.000 Impfdosen des Pockenimpfstoffs Imvanex® bestellt. Diese könnten bei Risikogruppen oder als sogenannte Ringimpfungen eingesetzt werden. Bei einer Ringimpfung werden Kontaktpersonen geimpft, um so die Ausbreitung zu begrenzen. In Großbritannien wird das bereits gemacht. Experten gehen von einer guten Wirksamkeit des Impfstoffs aus. Der seit 2013 zugelassene Impfstoff hat einige Vorteile gegenüber der alten PockenImpfung. Erstens ist er besser verträglich. Die Viren können sich im Menschen nicht vermehren, ein richtiger Krankheitsausbruch ist nicht möglich. Zweitens hinterlässt die neue Impfung nicht die typische Impfnarbe. Imvanex® ist bislang in Europa nur gegen die humanen Pocken zugelassen, in den USA auch gegen Affenpocken.

Schützt eine Windpockenimpfung/-erkrankung vor den Affenpocken?

Nein. Das Varizella-Zoster-Virus, der Erreger der Windpocken, ist nicht mit dem Affenpockenvirus verwandt. Daher schützt eine Impfung oder durchgemachte Erkrankung nicht vor den Affenpocken.

Was muss ich tun, wenn ich befürchte, mich angesteckt zu haben?

Wer Kontakt zu einer infizierten Person hatte oder Symptome hat und befürchtet, sich angesteckt zu haben, sollte das lokale Gesundheitsamt kontaktieren. Am besten den Hausarzt telefonisch über den Affenpockenverdacht informieren und nicht ohne Rücksprache in die Praxis gehen. Der Kontakt zu anderen Menschen und Haustieren ist zu vermeiden. Ist dies nicht möglich, sollten verstärkte Hygienemaßnahmen eingehalten werden: Tragen einer FFP2 Maske, Abdecken der Pusteln, Abstand von 1,5 Metern zu anderen Personen, Verzicht auf Körperkontakt. Der Arzt kann durch ein Gespräch und einen Abstrich klären, ob es sich um Affenpocken oder eine andere Erkrankung handelt.

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