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Alkohol, Hepatitis B und ein Seitensprung: Beethovens Genom entschlüsselt

Natascha Koch  |  23.03.2023

Einem internationalen Forschungsteam ist es gelungen, Ludwig van Beethovens Genom zu entschlüsseln: Dies gelang mithilfe von Haarlocken des weltberühmten Komponisten. Die Ergebnisse bringen neue Erkenntnisse über seine Krankheiten, die Todursache und sogar einen Seitensprung.

Beethovens Haarlocke und ein Portrait von ihm.
Mithilfe mehrerer authentischer Haarlocken ist es Wissenschaftlern gelungen, Beethovens Genom zu entschlüsseln.
© Anthi Tiliakou/Beethoven-Haus Bonn

Fünf HaarlockenBeethovens, die über 200 Jahren aufbewahrt wurden, geben Einblicke in das Leben des weltbekannten Komponisten. Einem internationalen Forschungsteam ist es gelungen, seine DNA anhand dieser Proben zu entschlüsseln und neue Erkenntnisse über seine Gesundheitsprobleme zu erlangen. Dazu zählte Beethovens fortschreitender Hörverlust, der bereits mit Mitte bis Ende 20 einsetzte und dazu führte, dass der Komponist mit 48 Jahren bereits vollständig taub war. Das Team untersuchte auch mögliche genetische Ursachen für seine chronische Magen-Darm-Beschwerden und eine schwere Lebererkrankung, die 1827 zu seinem Tod führte. Die Studienergebnisse sind in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.

Hörverlust nicht genetisch bedingt

Für die Taubheit fand das Forschungsteam keine eindeutige genetische Ursache. Völlig ausschließen lasse sich dies aber nicht, erklärt Axel Schmidt vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn: "Die Referenzdaten, die für die Interpretation individueller Genome notwendig sind, werden stetig besser. Es ist daher möglich, dass BeethovensGenom in Zukunft Hinweise auf den Ursprung seiner Schwerhörigkeit liefern wird."

Auch für die Magen-Darm-Beschwerden, an denen Beethoven schon lange litt, konnte keine Ursache gefunden werden. Durch die genomischen Daten lassen sich eine Gluten- und Laktoseintoleranz höchstwahrscheinlich als Ursachen ausschließen. Ein Reizdarm kommt vermutlich auch nicht infrage, da in Beethovens DNA hier sogar ein gewisser genetischer Schutz festgestellt werden konnte.

Leberversagen durch Alkohol und Hepatitis B?

Die Forscher entdeckten bei ihrer Analyse auch eine Reihe von bedeutenden genetischen Risikofaktoren für eine Lebererkrankung. Außerdem fanden sie Hinweise auf eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus, die spätestens in den Monaten vor seiner zum Tode führenden Erkrankung stattgefunden hat. Zudem legen Schriftstücke von Beethoven nahe, dass er in seinem letzten Lebensjahrzehnt sehr regelmäßig Alkohol konsumierte. „Unserer Einschätzung nach dürfte es sich um Alkoholmengen gehandelt haben, von denen man heute weiß, dass sie für die Leber schädlich sind“, sagte Tristan Begg von der Universität Cambridge und Hauptautor der Studie. 

Auch die Hepatitis-B-Infektion trug wohl dazu bei, dass Beethovens Lebererkrankung immer weiter fortschritt. In Anbetracht der bekannten Krankengeschichte sei es sehr wahrscheinlich, dass ein Zusammenspiel seiner genetischen Veranlagung, der Hepatitis-B-Infektion und der Alkoholkonsum letztlich zu einer Leberzirrhose und zu Beethovens Tod mit 56 Jahren geführt haben, so die Wissenschaftler.

Kuckuckskind in der Familie Beethoven

Die Wissenschaftler analysierten zudem das Erbgut von lebenden Verwandten Beethovens in Belgien und stießen dabei auf eine Überraschung: Bei keinem von ihnen gab es eine vollständige Übereinstimmung mit dem Erbgut des Komponisten. Einige haben zwar einen gemeinsamen väterlichen Vorfahren mit Beethoven aus den späten 1500er und frühen 1600er Jahren, doch ihre Y-Chromosomen stimmten nicht mit dem Y-Chromosom überein, das in Beethovens Haarproben gefunden wurde. Daher sei es wahrscheinlich, dass es mindestens ein außereheliches Verhältnis in Beethovens direkter väterlicher Linie gegeben haben muss, aus dem ein oder mehrere Kinder entstanden sind.

Quelle: DOI 10.1016/j.cub.2023.02.041

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