23.09.2016
Ob in der Schule, auf der Raststätte oder im Restaurant: Wer länger unterwegs ist, kommt nicht umhin, hin und wieder öffentliche Toiletten zu benutzen. Für Menschen, die unter Toiletten-Angst leiden, kann das extrem belastend sein. Eine neue Studie zeigt, dass davon mehr Menschen betroffen sind, als vermutet.
Schätzungsweise 35 Prozent der Bevölkerung leidet unter der Angst, woanders als zu Hause auf die Toilette gehen zu müssen – mehr oder weniger stark. Dies berichten Wissenschaftler der Swinburne University of Technology in Melbourne, Australien, im Fachblatt Cognitive Behaviour Therapy. Unter den Begriff der Toiletten-Angst fällt nach Definition der Forscher zum Beispiel die schüchterne Blase. Der Fachbegriff dafür ist Paruresis. Wer darunter leidet, hat große Probleme damit, in Gegenwart von anderen Menschen Wasser zu lassen. Andere wiederum haben einen schüchternen Darm. Sie packt die Panik, wenn sie nur daran denken, dass Fremde ihre Klogeräusche beim Stuhlgang hören könnten. Allein die Vorstellung ist ihnen so peinlich, dass sie den Toilettengang möglichst vermeiden – oder zumindest die Spülung betätigen, damit niemand etwas hört. Wie die Studie mit 334 erwachsenen Studienteilnehmern jetzt zeigte, standen beide Formen der Klo-Angst mit erhöhtem Stress, Ängsten und Depressionen in Zusammenhang. Am häufigsten seien die Probleme bei Personen mit sozialen Ängsten aufgetreten, so die Forscher.
Obwohl es sich um weit verbreitete Ängste handle, sei bislang nur wenig darüber bekannt, so die Studienautoren. Um das Krankheitsbild der Toiletten-Angst besser verstehen zu können, hatten sie deshalb eine Skala entwickelt, mit der sich die Angst von Menschen, öffentliche Toiletten zu benutzen, messen ließ. „Diese Angst kann Menschen dazu bringen, öffentliche Toiletten zu vermeiden und in schweren Fällen sogar zu Magen-Darm-Problemen führen“, sagt Dr. Simon Knowles, einer der Autoren. Manche der Betroffenen verzichten der Studie zufolge deshalb sogar auf ganz normale soziale Aktivitäten, wie durch Geschäfte zu bummeln oder auswärts essen zu gehen. Ihr Ziel sei es letztlich, ein Behandlungsprogramm zu entwickeln, mit dem sich die Symptome einer schüchternen Blase und eines schüchternen Darms verringern ließen, so Knowles.
HH