23.10.2017
Die Studie zeigt, dass bereits bei Babys eine Stressreaktion ausgelöst wird, wenn sie Schlangen oder Spinnen sehen. Und das bereits im Alter von sechs Monaten, einem Alter, in dem sie noch sehr immobil sind und kaum Gelegenheit dazu hatten, zu lernen, dass diese beiden Tiergruppen schlecht seien. „Als wir den Kleinen Bilder einer Schlange oder Spinne zeigten statt etwa einer Blume oder eines Fischs gleicher Farbe und Größe, reagierten sie mit deutlich vergrößerten Pupillen“, sagt Neurowissenschaftlerin Stefanie Hoehl über die Ergebnisse der Studie. „Das ist bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen ein wesentliches Signal dafür, dass das sogenannte noradrenerge System im Gehirn aktiviert wird, das mit Stressreaktionen in Verbindung steht.“
Die Forscher gehen davon aus, dass die Angst vor Schlangen und Spinnen einen evolutionären Ursprung hat. "Bei uns sind offensichtlich von Geburt an Mechanismen im Gehirn verankert, durch die wir sehr schnell Objekte als ‚Spinne’ oder ‚Schlange’ identifizieren und darauf reagieren können", so Hoehl. Das Interessante dabei: Aus anderen Studien ist bekannt, dass Babys Bilder von Nashörnern, Bären oder anderen Tieren, die uns theoretisch ebenfalls gefährlich werden können, nicht mit Angst assoziieren. „Wir vermuten, dass die gesonderte Reaktion beim Anblick von Spinnen oder Schlangen damit zusammenhängt, dass potentiell gefährliche Reptilien und Spinnentiere mit dem Menschen und seinen Vorfahren seit 40 bis 60 Millionen Jahren koexistieren – und damit deutlich länger als etwa mit den uns heute noch gefährlichen Säugetieren.“
Ähnliches gelte vermutlich für moderne Gefahren wie Messer, Spritzen oder Steckdosen. Sie existieren aus evolutionärer Sicht erst für so kurze Zeit, dass sich dafür keine Reaktionsmechanismen im Gehirn von Geburt an angelegt haben.
NK