ABDA/NK
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10.03.2022
Erst kürzlich hat ein anhaltender Lieferengpass des wichtigen Brustkrebs-Medikaments Tamoxifen für große Verunsicherung gesorgt (aponet.de berichtete). Um solche Engpässe zu vermeiden, müsse es künftig schnellere und umfassendere Warnungen von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern über akute Probleme geben, fordern die Apotheker. Zusätzlich müsse die Produktion relevanter Wirkstoffe in Europa gehalten und ausgebaut werden. „Wichtige Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel müssen jederzeit verfügbar sein, damit Patientinnen und Patienten im Akutfall schnell behandelt werden oder ihre Langzeittherapie erfolgreich fortsetzen können. Wir müssen gemeinsam alles dafür tun, um dieses Versprechen für Millionen betroffener Menschen in ganz Europa einzulösen“, sagt ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold. Hintergrund ist eine am 1. März in Kraft getretenen EU-Verordnung, die der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine verstärkte Rolle bei der Krisenvorsorge und -bewältigung zuweist. Zentrales Hilfsmittel soll die Europäische Plattform zur Überwachung von Engpässen (EPÜE) sein, die mit Daten von pharmazeutischen Unternehmen und aus den Mitgliedstaaten gespeist wird.
Lieferengpässe bedeuten für Apotheker einen großen Aufwand: Im Durchschnitt wendet das Apothekenpersonal in Europa mehr als fünf Stunden pro Woche auf, um Lieferengpässe von Arzneimitteln zu managen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage durch den Zusammenschluss der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU) in 27 Ländern. „Wir müssen von der Mehrbelastung durch Lieferengpässe wegkommen. Bei akuten Lieferausfällen von Medikamenten brauchen die Apotheken möglichst frühe Vorwarnungen von Herstellern und Behörden sowie mehr eigene Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl von Alternativpräparaten“, sagt Arnold: „Mittel- und langfristig müssen wir die Produktion wichtiger Wirkstoffe in Europa stärken, die auch gemeinsame Qualitäts-, Sozial- und Umweltstandards berücksichtigt.“
Seit Beginn der Corona-Pandemie gebe es zumindest in Deutschland mehr pharmazeutische Beinfreiheit in den Apotheken, so Arnold: „Die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung muss über die Pandemie hinaus verlängert werden, damit Apotheken ihren Patientinnen und Patienten weiterhin andere Packungsgrößen und Wirkstärken oder gar ähnliche Wirkstoffe mitgeben dürfen, um sie schnell und sicher zu versorgen.“