08.02.2016
Menschen in den Industrieländern leben immer länger. Doch der Körper und sein Stoffwechsel verändern sich mit den Jahren: Medikamente, die sonst gut anschlugen, werden nicht mehr vertragen oder büßen ihre Wirkung ein. Darauf weist die Apothekerkammer Niedersachsen hin. Deshalb ist es für Patienten wichtig, die Medikation im Beratungsgespräch mit der Stammapotheke und dem behandelnden Arzt mit dem Alter anzupassen.
Um die Therapie im Alter zu verbessern, gibt es mehrere Listen, in denen die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit diverser Arzneistoffe für ältere Menschen beurteilt wird. In Deutschland hat sich die sogenannte „Priscus-Liste“ durchgesetzt. Die Liste enthält 18 Arzneistoffklassen mit 83 Arzneistoffen, beispielsweise Antibiotika, Schmerzmittel, Antidepressiva oder Beruhigungsmittel. In jeder dieser Klassen gibt es potenziell ungeeignete Medikamente, die für ältere Patienten bedenklich sind. Gleichzeitig werden Alternativen für die Behandlung aufgelistet. Bei Schmerzmitteln muss genau ausgesucht werden, welches Mittel sich für ältere Menschen eignet. Wegen des hohen Blutungsrisikos im Magen-Darm-Trakt sollte zum Beispiel Indometacin gegen Schmerzen und Entzündungen je nach Schmerzart durch Paracetamol, Ibuprofen oder schwach wirksame Opioide ersetzt werden. Ärzte, Apotheker und Patienten müssen eng zusammenarbeiten und die Therapie regelmäßig überwachen. Ältere Menschen sollten alle ihre Medikamente aus einer Stammapotheke beziehen. Dort behält man die Übersicht über die gesamte medikamentöse Therapie. Wechselwirkungen, Unverträglichkeiten und auch Doppelverordnungen werden können so auf ein Minimum reduziert oder ganz vermieden werden. Wechselt der Patient die Apotheke jedoch häufig, werden solche Veränderungen seltener bemerkt.
Etwa 20 Prozent der 70-jährigen Deutschen nehmen fünf oder mehr Medikamente zu sich, Tendenz steigend. Je mehr verschrieben wird, desto größer ist die Gefahr von Wechselwirkungen. Bei der Einnahme von fünf Medikamenten beträgt die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen 38 Prozent, bei sieben oder mehr Arzneimitteln liegt sie bereits bei 82 Prozent. Rund zehn Prozent der Krankenhauseinweisungen von älteren Patienten sind auf arzneimittelbedingte Nebenwirkungen zurückzuführen. Um solchen unerwünschten Ereignissen vorzubeugen, sollten Apotheker und Ärzte von Beginn an die medikamentöse Therapie ihrer Patienten begleiten. Am besten sei es, unter Anleitung von Arzt und Apotheker zuerst mit einer niedrigen Dosierung zu beginnen und diese kontinuierlich steigern, um sich so an den gewünschten therapeutischen Effekt heranzutasten. Anstatt sofort mit einer sehr hohen Dosierung zu beginnen, bietet diese Herangehensweise einen sanften Einstieg in die Therapie für die Betroffenen.
AK Niedersachsen