08.08.2014
Wenn Menschen ab 50 Jahre ihrer Gesundheit etwas Gutes tun wollen, sollten sie täglich 75 bis 325 mg Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen, und zwar mindestens fünf, besser zehn Jahre lang. So lässt sich das Ergebnis einer aktuell im Fachjournal "Annals of Oncology" erschienenen Übersichtsarbeit zusammenfassen.
Die Studienautoren um Professor Dr. Jack Cuzick von der Queen Mary Universität London wägen in ihrer Arbeit den Nutzen der Langzeit-Einnahme von ASS gegen den möglichen Schaden ab. Auf der Negativ-Seite steht das bekannte Risiko für schwere Blutungen, insbesondere im Magen-Darm-Trakt. Deutlicher positiv zu Buche schlagen allerdings neben einem verringerten Herzinfarkt-Risiko vor allem ein geringeres Krebsrisiko und die geringere Krebssterblichkeit. Das überrascht bei einem Wirkstoff, der seit Jahren zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt, zur Krebsprävention jedoch noch nicht standardmäßig empfohlen wird.
Besonders bei Darmkrebs sei die Beweislage für eine Risikoreduktion durch ASS „überwältigend“, schreiben die Autoren. Bei Speiseröhrenkrebs sind die Hinweise weniger stichhaltig, doch zeigten laut Cuzick und Kollegen mehrere Studien einen vorbeugenden Effekt. Bei anderen Tumoren des Magen-Darm-Trakts seien die Daten weniger umfassend und teilweise widersprüchlich, auch das Ausmaß der Schutzwirkung scheine hier geringer zu sein. Als weitere Krebsformen, bei denen ASS geringfügig die Erkrankungswahrscheinlichkeit senkt, nennen die Autoren Brust-, Prostata- und Lungenkrebs.
Obwohl ihre Ergebnisse die Langzeitanwendung von ASS bei Älteren generell nahelegen, sehen die Autoren hinsichtlich mehrerer Fragestellungen weiteren Forschungsbedarf. Das betrifft die Dauer der Anwendung: fünf Jahre, zehn Jahre oder gar noch länger? Auch ist unklar, ob es eine obere Altersgrenze gibt, ab der die Risiken den Nutzen überwiegen. Da sich das Blutungsrisiko mit jeder Lebensdekade annährend verdopple, sei eine Beschränkung der ASS-Prophylaxe in der Allgemeinbevölkerung auf Unter-70-Jährige bis zum Vorliegen weiterer Daten vermutlich sinnvoll, so Cuzick und Kollegen.
am/PZ/RF