SeniorenArzneimittel

Autounfall durch Medikamente?

Apothekerin Bernadette Stange  |  15.10.2021

Bis zu fünf Jahre Gefängnis droht, wer unter dem Einfluss berauschender Substanzen ein Fahrzeug führt und dabei andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr begibt. So steht es im Strafgesetzbuch. Bei welchen Arzneimitteln ist Autofahren tabu?

Junge Frau, sitzt hinter dem Steuer eines Autos.
Einige Medikamente, auch rezeptfreie Mittel, können die Fahrtüchtigkeit schmälern.
© Prostock-Studio/iStockphoto

Diese Frage lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Obwohl nicht wenige Medikamente – rezept- sowie apothekenpflichtige – potenziell das Reaktionsvermögen beeinträchtigen können, spielt immer die individuelle Reaktion des Einzelnen auf das Arzneimittel eine Rolle. Das Risiko steigt, wenn sich mehrere Medikamente summieren oder zusätzlich Alkohol im Spiel ist. Bei bestimmten Arzneigruppen heißt es immer, Vorsicht an den Tag zu legen. Etwa bei Substanzen, die das Gehirn und Nervensystem beeinflussen. Schlaftabletten und Beruhigungsmittel bilden eine schlechte Grundlage, um viele Pferdestärken zu kontrollieren. So wiesen Forscher im Blut tödlich verunglückter Autofahrer besonders häufig Benzodiazepine nach. Die starken Beruhigungsmittel kamen in der Rangliste direkt nach Alkohol. Sie wirken einerseits dämpfend, auf der anderen Seite aber auch angstlösend, wodurch sich die Risikoeinschätzung verschlechtert. Manche Benzodiazepine beeinträchtigen noch viele Stunden nach der Einnahme die Reaktionsfähigkeit. Besonders in höherem Alter dauert der Abbau von müde machenden Wirkstoffen oft länger. Bestimmte Antidepressiva und Mittel gegen Schizophrenie wirken ebenfalls dämpfend. Gleiches gilt für Opioidanalgetika, also sehr starke Schmerzmittel. Hier ist vor allem die Anfangsphase der Behandlung kritisch, denn der Körper muss sich erst an die Wirkstoff e gewöhnen. Mit der geeigneten Dosierung steht einer Autofahrt dann in der Regel nichts mehr im Wege – vorausgesetzt der Arzt gibt grünes Licht. Schmerzmittel, die muskelentspannend wirken, beeinflussen ebenfalls das zentrale Nervensystem. Daher lässt man auch hier das Fahrzeug am besten erst einmal stehen.

Verschwommene Sicht

Nach einer Augenuntersuchung, für die die Pupillen mittels Tropfen geweitet werden, sollte man sich auf jeden Fall von einer Person des Vertrauens nach Hause bringen lassen. Augensalben verschlechtern den Durchblick nach dem Auftragen ebenfalls. Daher empfiehlt es sich, sie vor dem Schlafengehen anzuwenden, oder man lässt das Auto so lange stehen, bis die Salbe weitgehend eingezogen ist.

Diabetiker werfen vor Fahrtantritt am besten immer einen Blick auf ihren Blutzuckerspiegel, denn eine Unterzuckerung kann im schlimmsten Fall zur Bewusstlosigkeit führen. Kreislaufbeschwerden können außerdem durch zu hoch dosierte Blutdrucksenker entstehen.

Rezeptfrei nicht gleich risikofrei

Tränende Augen kennen die meisten Allergiker während der Heuschnupfensaison. In der Apotheke stehen verschiedene Mittel gegen das Pollenleid zur Verfügung. Moderne Mittel machen heutzutage kaum noch müde. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, nimmt sie am besten abends ein. Nach der Allergiezeit ist vor der Erkältungswelle. Auch hier hält die Apotheke verschiedene Präparate ohne Rezept bereit. Der Hustenstiller Dextromethorphan etwa kann sich negativ auf das Reaktionsvermögen auswirken. Vorsicht auch bei Kombinationspräparaten, die müde machende Bestandteile enthalten.

Es existiert keine allgemeingültige Regel, wann man sich nach der Einnahme von Medikamenten hinters Steuer setzen darf. Vielmehr ist jeder Fahrer selbst dafür verantwortlich, die eigene Verkehrstüchtigkeit zu prüfen. In jedem Fall lohnt sich ein Blick in den Beipackzettel, oder – noch besser – der Rat von Arzt und Apotheker.

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