07.09.2015
Wer die Diagnose Zöliakie erhält, muss seine Essgewohnheiten komplett umkrempeln, denn schon kleinste Mengen an Gluten aus Getreide schaden dem Dünndarm. Für betroffene Kinder ist damit die Schulmensa oft ebenso tabu wie Kuchen auf Kindergeburtstagen, Nudeln oder Brot. Eine neue Studie lässt jetzt hoffen, dass sich das vielleicht einmal ändern könnte.
Wie australische Forscher jetzt anhand von Blutuntersuchungen zeigen konnten, reagierten Kinder mit Zöliakie auf die gleichen toxischen Eiweißstoffe im Klebereiweiß Gluten, die auch bei Erwachsenen diese Krankheit verursachen. Was sich anhört wie eine Binsenweisheit, war aus Sicht der Experten eine Überraschung. Es widerlege eine bisher diskutierte Theorie, nach der sich die Gluten-Unverträglichkeit zwischen Erwachsenen und Kindern unterscheide, schreiben sie in der Fachzeitschrift Gastroenerology. Damit, so die Hoffnung der Forscher, könnten neue Therapiemöglichkeiten, die für Erwachsene derzeit erforscht werden, auch bei Kindern zum Einsatz kommen.
Eine solche Therapie, auf der die Hoffnung der Wissenschaftler liegt, ist eine Immuntherapie, die bald in klinischen Phase-2-Studien getestet werden soll. Mit ihrer Hilfe soll das Immunsystem lernen, Gluten zu tolerieren. Sollte dies funktionieren, könnten Menschen mit Zöliakie in der Zukunft vielleicht wieder glutenhaltige Produkte essen. Dies wäre eine enorme Entlastung, denn das Kleberweiß, das in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer oder Gerste enthalten ist, findet sich nicht nur in offensichtlichen Produkten, sondern auch in unzähligen, auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Lebensmitteln wie Ketchup oder Senf, Würstchen, Eis oder Schokolade. Auch die penible Hygiene und strikte Trennung von gluten- und nicht-glutenhaltigen Lebensmitteln, die gerade Familien oft belastet, könnte dann vielleicht hinfällig werden.
HH