Forßmanns Selbstversuch brachte Mediziner und Techniker in den USA dazu, Herzkatheter für den medizinischen Alltag in Herzkliniken einsatztauglich zu machen. Kein anderes Verfahren wird mittlerweile so oft für Untersuchungen und Eingriffe am Herzen genutzt. Will man zum Beispiel das Herz versorgende Schlagadern − die Herzkranzgefäße − untersuchen, genügt ein kleiner Einstich in der Leisten- oder Armarterie unter lokaler Betäubung. Darüber wird eine sogenannte Schleuse gelegt. Durch diese schiebt der Arzt einen Katheter in die punktierte Arterie und von dort weiter bis zu den Herzkranzgefäßen. Mithilfe von Röntgenkontrastmittel werden im Röntgenbild gefährliche Engstellen in Herzkranzgefäßen sichtbar. Auch andere Herzuntersuchungen mittels Katheter sind möglich.
Erkannte Engstellen in Herzkranzgefäßen können oft gleich nach der Untersuchung geweitet werden. Dazu schiebt der Arzt − auch unter Röntgenkontrolle − einen Katheter mit zusammengefaltetem Ballon an der Spitze über einen Führungsdraht in die Engstelle des Herzblutgefäßes. Dort pumpt er den Ballon auf und weitet damit die Ader, sodass wieder genug Blut zum Herzen fließen kann. Dadurch kann man einen Herzinfarkt entweder verhindern oder − wenn er sich akut ereignet hat − seine Folgen in Grenzen halten. Nach dem Erschlaffen des Ballons entfernt man ihn mit dem Katheter wieder aus dem Blutgefäß.
Damit die Ader im Herzen offenbleibt, wird ein um den Ballon montiertes Drahtgeflecht-Röhrchen beim Weiten der Ader als Stütze mit eingesetzt. Es entfaltet sich, nachdem der Ballon aufgepumpt und dann entfernt wurde. Diese Blutgefäß-Stützröhrchen nennen Ärzte Stents. Es gibt sie mit Arzneimittel-Beschichtung, aus der Wirkstoffe abgegeben werden, die ein erneutes Zuwuchern des Blutgefäßes bremsen.
Recht neu sind Stents aus Milchsäure, die sich im Verlauf von etwa zwei Jahren auflösen. So verbleibt nicht unbegrenzt ein Fremdkörper in den Blutgefäßen des Herzens. Zudem bieten diese Blutgefäßstützen einen weiteren Vorteil: "Nachdem sich der Stent aufgelöst hat, kann sich das Blutgefäß bewegen, anspannen und pulsieren. Das ist bei einem steifen Metallstent nicht möglich", so Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule in Hannover, in einer Pressemitteilung. Und man könne bei Bedarf auf mit den neuen Stents behandelte Blutgefäße später noch Bypässe aufnähen. Bei Metallstents ginge das nicht, betonte der Experte. Ob sich die neuen Gefäßstützen für Patienten wirklich auszahlen, müssen Langzeit- und Vergleichsstudien aber noch zeigen.
Störungen im Schlagrhythmus des Herzens lassen sich mit Medikamenten oder einem einoperierten Schrittmacher behandeln. Gegen ein Vorhofflimmern können Herzmediziner neben Medikamenten ein spezielles Herzkatheter-Verfahren, die sogenannte Katheterablation, einsetzen.
Herzschrittmacher sind wahre technische Wunderwerke. In ihrem taschenuhrgroßen Titangehäuse beherbergen sie neben der Elektronik eine Batterie, mit der sie fünf bis zehn Jahre arbeiten – je nachdem, wie häufig die Geräte aktiv sind. Einoperiert werden sie in die Brustmuskulatur. Angeschlossene Drähte − sogenannte Elektroden − führen in die Armvene und weiter zu den Herzkammern und -vorhöfen. Über diese Drähte erfolgen Stromimpulse des Schrittmachers, die das Herz im richtigen Takt schlagen lassen.
Moderne Schrittmacher "beobachten" das Herz und treten nur bei einem zu langsamen Eigenrhythmus des Herzens in Aktion. Die ins Herz führenden Elektroden sind sehr flexibel und recht unempfindlich gegen Verbiegungen bei Körperbewegungen. Sie übertragen nicht nur elektrische Impulse des Schrittmachers auf den Herzmuskel, sie melden auch die Eigenaktivitäten des Herzens an den Schrittmacher zurück. Heutzutage verwendete Geräte sind programmierbar. So lässt sich der Herzschrittmacher gut auf die Bedürfnisse des Trägers einstellen. Sollten sich die Anforderungen ändern, kann man die Funktionsweise des Gerätes anpassen, ohne erneut operieren zu müssen. Schrittmacher können sich oft auch an wechselnde körperliche
Belastungen anpassen, die ja eine flexible Herzarbeit erfordern.
Spezielle Geräte − implantierbare Defibrillatoren − überwachen und takten nicht nur den Herzrhythmus. Bei einem Herzstillstand geben sie einen starken Stromstoß ab, der den Herzschlag wieder in Gang setzt; quasi eine elektronische Lebensversicherung für den Herznotfall. Und es gibt schon seit einigen Jahren Schrittmacher und neuerdings auch Defibrillatoren, die im Gegensatz zu anderen Geräten eine spezielle Untersuchung in der "Röhre", eine Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT), unter bestimmten Bedingungen unbeschadet überstehen.
Das Herz braucht Ventile, um Blut in eine Richtung pumpen zu können. Im Organismus übernehmen Herzklappen diese Aufgabe. Nehmen sie Schaden, etwa durch eine Infektion oder Verkalkung, kann eine Herzklappen-Operationen helfen − ein oft sehr aufwändiger Eingriff.
Da natürliche Herzklappen in ihrer Funktion unübertroffen sind, versuchen Herzchirurgen zunächst, kranke Klappen zu reparieren. Verengte Klappen kann man eventuell via Ballonkatheter dehnen. Ist das nicht möglich, können künstliche Herzklappen eingepflanzt werden. Infrage kommen mechanische Klappenprothesen aus Kunststoff oder solche aus tierischem Gewebe ("Bioklappen"). Mechanische Klappen halten meist länger, doch ihre Träger müssen lebenslang Arzneistoffe einnehmen, die die Blutgerinnung bremsen. Der Grund: Eine mechanische Herzklappe steigert die Gefahr von Blutgerinnseln. Bei Bioklappen ist dieses Risiko geringer. Damit ausgestattete Patienten müssen nicht dauerhaft blutverdünnende Arzneimittel anwenden, die ein regelmäßiges Nachmessen der Gerinnungsfähigkeit des Blutes erfordern. Es genügt meist die Einnahme etwa von Acetylsalicylsäure.
Seit einigen Jahren gibt es auch zusammenfaltbare Bioklappen, die man mit einem Herzkatheter an die Stelle der alten, defekten Klappe schiebt und entfaltet. Die alte Klappe wird zur Seite gedrängt. "Das Verfahren eignet sich besonders für alte und sehr alte Patientinnen und Patienten, bei denen die offene Operation gar nicht oder nur mit hohem Risiko möglich ist", informiert
Bauersachs.
Sehr schwer herzkranke Menschen müssen oft lange auf ein Spenderherz warten. Hilfspumpen für das Herz können helfen, die Wartezeit zu überbrücken. Sie können außerdem bei Patienten eingesetzt werden, deren Herz zu schwach ist, die aber nicht für eine Herztransplantation infrage kommen. Man nennt diese Hilfspumpen auch Kreislauf-Unterstützungssysteme. Eine solche Pumpe kann sich außerhalb des Körpers befinden und ist durch Schläuche mit dem Herz verbunden. Es gibt aber auch
Systeme, die man unter die Bauchdecke einpflanzt. Kreislauf-Unterstützungssysteme erfordern stets Medikamente, die die Blutgerinnung unterdrücken.
Teils versucht man, kranken Herzen mit Hilfspumpen eine "Auszeit" zur Genesung zu verschaffen. Leider funktioniert das nicht immer. Mittlerweile gibt es sogar in den Körper einsetzbare Pumpen, die das eigene Herz für begrenzte Zeit komplett ersetzen.
Ob ein Herzleiden vorliegt und wer bei welcher Herzerkrankung welche Behandlung benötigt, erfährt man von Herzmedizinern, den Kardiologen. Sie beraten auch dazu, ob neuartige Therapieverfahren von der Krankenkasse bezahlt werden. Gute Tipps erhalten Patienten und Interessierte außerdem bei der Deutschen Herzstiftung e.V. in 60322 Frankfurt am Main, Vogtstraße 50 (E-Mail: info@herzstiftung.de,Telefon 069 955128-0). Hier kann man auch Infomaterial bestellen. Gute Informationen finden sich auch auf der Homepage der Herzstiftung.
Dr. Frank Schäfer